Knihobot

Sonja Kerth

    "Der Landsfrid ist zerbrochen"
    Gattungsinterferenzen in der späten Heldendichtung
    Vergangenheit als Konstrukt
    • Vergangenheit als Konstrukt

      Mittelalterbilder seit der Renaissance

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      Die Auseinandersetzung mit Mittelalterbildern und deren Formen und Funktionen ist ein seit langem populäres Thema. In den letzten Jahren konzentrierten sich die Fragestellungen häufig auf die Mittelalter-Rezeption einzelner Künstler und Wissenschaftler oder spezifischer Epochen wie der Romantik. Dabei wurden vor allem die Auslagerung von Ängsten und die Suche nach Zufluchtsstätten als Erfüllungsorte für Träume und Wünsche untersucht, die ästhetische, konfessionell-religiöse oder politisch-ideologische Dimensionen aufweisen. Weniger erforscht sind die Denkschemata, Modelle und Strategien, die den verschiedenen Mittelalterbildern zugrunde liegen. Die Wahrnehmung und Konstruktion dieser Bilder vor der „Erfindung des Mittelalters“ um 1800 sind ebenfalls von Interesse, wobei unklar bleibt, ob diese frühen Formen grundlegend anders sind als die nach 1800. Trotz der Herausforderungen bei der Definition von Epochen kann die Renaissance als Wendepunkt für die kritische Auseinandersetzung mit Mittelalterbildern betrachtet werden. Der Band umfasst interdisziplinäre Beiträge, die literarische Quellen vom späten 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart in verschiedenen Sprachen sowie Fachliteratur, Bühnenbilder und Baudenkmäler untersuchen. Die Ergebnisse eines wissenschaftlichen Symposions werden hier festgehalten, mit Vorträgen aus den Bereichen Literaturwissenschaft, Religionswissenschaft, Kunstgeschichte und Geschichtswissenschaft.

      Vergangenheit als Konstrukt
    • Dietrich von Bern gilt als der größte Held der deutschen Literatur des Mittelalters. Die Geschichten über seine Kämpfe gegen Recken, Riesen, Zwerge und Drachen fanden bis ins 16. Jahrhundert ein breites Publikum. Die Texte um Dietrich und seine Recken sowie die Helden Ortnit und Wolfdietrich teilen Erzählstoff und Themen wie Kampf, Herrschaft und Gefolgschaft, während sie auch soziale Verantwortung und Liebe thematisieren. Diese Studie untersucht die späten Heldendichtungen hinsichtlich Gattungszugehörigkeit, Zyklusbildung, Metaebene und Intertextualität. Fragen der Gattungstheorie werden mit der Intertextualitätstheorie verknüpft. Es wird zwischen Verweisen auf konkrete Einzeltexte, insbesondere dem Nibelungenlied, und Referenzen auf Gattungsmuster unterschieden. Heldenschemata wie Reihenkampf und Motive wie Dietrichs Feueratem werden analysiert. Besondere Beachtung finden Verweise auf Inhalte der mündlichen Überlieferung, wie die Jugendtaten Siegfrieds und Kämpfe Dietrichs gegen das Riesenpaar Hilde und Grim. Die zentrale Fassungsproblematik der späten Heldendichtung wird ebenfalls behandelt. Theoretische Erkenntnisse werden in zahlreichen Textanalysen erprobt, wodurch die Studie zur umfassenden Untersuchung eines bislang punktuell bearbeiteten Textcorpus beiträgt und die Intertextualitätstheorie historisiert. Ein Exkurs beleuchtet Dichtungen, die heldenepisches Erzählen in groteske Kontexte stellen.

      Gattungsinterferenzen in der späten Heldendichtung