Eleonore Lappin Knihy






Frauen und Frauenbilder in der europäisch-jüdischen Presse von der Aufklärung bis 1945
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Dieser Band versteht sich als eine erste Annäherung an das vielschichtige Thema der Rolle der Frau innerhalb der historischen jüdischen Presse. Einerseits wird die Beteiligung von Journalistinnen und Herausgeberinnen in dieser Presse – nicht nur bei Frauenzeitschriften – untersucht, andererseits geht es um die hier dokumentierten Frauenbilder und Entwürfe von Weiblichkeit. Die vorliegenden Studien folgen interdisziplinären Ansätzen. Sie können als Beiträge zur Gender- und Frauengeschichte gelesen werden und gehen gleichzeitig kommunikationshistorischen Fragestellungen nach. Zum zeitlichen, räumlichen und sprachlichen Bezug: Die Beiträge behandeln den Zeitraum ab 1783, dem Gründungsjahr des hebräischen ha-Me’assef, bis hin zur frauenspezifischen Berichterstattung des New-Yorker Aufbau während der NS-Zeit bis 1945. Der geographische Raum, in dem die hier erwähnten Periodika herausgegeben und gelesen wurden, reicht von den USA über Europa bis nach Palästina/Erez Israel, wobei der Schwerpunkt auf Mittel- und Osteuropa liegt. Untersucht werden Zeitschriften und Zeitungen, die in hebräischer, jiddischer, polnischer, russischer, ungarischer und deutscher Sprache erschienen – was übrigens Ansätze eines transnationalen Vergleichens erlaubt, wie es gerade für die Erforschung der jüdischen Geschichte und Kultur von Bedeutung ist.
Die Zeitschrift 'Der Jude' wurde 1916 als Organ der Zionistischen Weltorganisation gegründet. Ihre Aufgabe war es zunächst, die nationalen Ziele der Juden in Ost- und Mitteleuropa einem gebildeten Publikum nahezubringen. Dennoch, oder gerade deshalb, konzipierte der Herausgeber Martin Buber den 'Juden' als Zeitschrift der Jüdischen Moderne, in der auch Nichtzionisten zu Wort kamen. Neben theoretischen Abhandlungen zur Ideologie des Zionismus und des jüdischen Nationalismus befaßte sich die Zeitschrift mit den konkreten politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen der Juden in Europa und Palästina. Ein weiterer Schwerpunkt war die jüdische Kultur, wobei neben deutscher, jiddischer und hebräischer Literatur, Philosophie, Religionswissenschaft und Geschichte auch die Philologie und die jüdische Erziehung als Themen berücksichtigt wurden. Die Beiträge waren von den allgemeinen geistigen Strömungen der Zeit beeinflußt und versuchten, diese für die Belebung der jüdischen Kultur fruchtbar zu machen. Die Auffassung der jüdischen Lehre als universalistisch und sozial progressiv, wie sie 'Der Jude' propagierte, prägte die Darstellung der jüdischen Renaissance ebenso wie die Vorstellungen von Wesen und Sinn des jüdischen Gemeinwesens in Palästina. Auf dem Gebiet der zionistischen Politik in Palästina war 'Der Jude' das Sprachrohr jener deutschsprachigen Zionisten, die sich engagiert für jüdisch-arabische Koexistenz, aber auch für die Förderung der jüdischen Arbeit und der Kollektivsiedlungen in Palästina einsetzten. Die Berichte über jüdische Kultur gingen weit über die Interessen des Zionismus hinaus und dokumentieren die Vielfalt des geistigen Lebens der Juden im deutschsprachigen Raum der Zwischenkriegszeit.
Die vorliegende Sammlung enthält die Briefe, die Rita Maria Rockenbauer in den Jahren 1938-1942 an ihren Mann schrieb. Sie reflektieren den vergeblichen Kampf einer jungen jüdischen Frau aus Wien um die Liebe ihres Mannes und um ihr Überleben. Die meisten Briefe schrieb Rita Rockenbauer während ihrer Internierung im Sammellager Wien 2., Kleine Sperlgasse 2a und schmuggelte sie zu ihrem von ihr bereits geschiedenen Mann Emil Rockenbauer hinaus. Der letzte Brief entstand unmittelbar vor ihrer Deportation nach Maly Trostinec. Hinter den Briefen verbirgt sich eine verstörende Geschichte von Gier und Verrat aus dem nationalsozialistischen Wien, deren Opfer Rita Rockenbauer wurde und die die Gerichte in der NS-Zeit und in den ersten Nachkriegsjahren beschäftigte. Eleonore Lappin-Eppel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Katharina und Johann Soukup sind durch ihre Freundschaft mit Emil Rockenbauer und seiner zweiten Frau in den Besitz der schriftlichen Zeugnisse von Rita Maria Rockenbauer gelangt. 2010 haben sie die Gedichte der Autorin herausgegeben. Nun folgen die Briefe, die den literarischen Nachlass ergänzen.
Nach der Okkupation Ungarns durch die Deutsche Wehrmacht im März 1944 wurden zehntausend ungarische Juden und Jüdinnen in das Gebiet des heutigen Österreich verschleppt. Ein Teil der Deportierten wurde in Konzentrationslagern interniert, knapp 40.000 verrichteten zwischen Juni 1944 und April 1945 Zwangsarbeit in Ostösterreich. Das Buch befasst sich mit jenen, die nicht hinter KZ-Mauern, sondern in Industrie- und Gewerbebetrieben sowie in der Land- und Forstwirtschaft oder beim Bau des sogenannten „Südostwalls“ arbeiten mussten. Die an ihnen verübten Verbrechen fielen ebenso wie deren gerichtliche Ahndung bald dem kollektiven Vergessen anheim.
Das neue Medium Film besaß nicht zuletzt für Jüdinnen und Juden große Attraktivität. Die sich rasch entwickelnde Filmindustrie bot ihnen Chancen als Darsteller, Regisseure, Drehbuchautoren, Filmkomponisten aber auch als Produzenten, Verleiher und Kinobetreiber. Damit machten vor allem auch Juden die Erste Republik zu einer führenden Kino-Nation. Schon bald entdeckte Hollywood das Talent jüdischer ÖsterreicherInnen. Die Emigration der Filmschaffenden vor allem in die USA setzte bereits vor dem 'Anschluss' ein, wo sie neue Impulse für die amerikanische Filmproduktion gaben. Die Flüchtlinge brachten aber nicht nur europäisches Kulturbewusstsein, sondern auch Sensibilität für rassistische und soziale Diskriminierung mit, die das amerikanische Filmschaffen mehrerer Generationen beeinflusste. Das Filmgeschäft entdeckte bald auch das Judentum als Thema. Nicht zuletzt das jüdische Prag war ein Faszinosum für Filmschaffende, die Werke jüdischer Autoren aus dem tschechischen Raum bildeten die Vorlage zu zahlreichen Filmen. Im tschechischen Film findet und fand eine bemerkenswerte Auseinandersetzung mit dem Holocaust statt. Zögerlicher ging der Film im Nachkriegsösterreich mit diesem Thema um, obwohl auch hier einige bedeutende Werke entstanden.
Die Relevanz der Zeit und der Verbrechen des Nationalsozialismus zeigt sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen und ist eine universelle Rahmenbedingung. Gesellschaftliche Diskurse sind stark durch das Thema Nationalsozialismus geprägt. Sie versuchen einerseits, Kontinuitäten zu brechen und „Auschwitz“ als das „Ende der Geschichte“ zu verstehen, das einen neuen Anfang erfordert: Erinnerung als Mahnung. Andererseits wird das Thema oft beschwiegen und verdrängt, was es zu einem kommunizierenden Faktor im Diskurs macht. Der vorliegende Band versammelt 39 Beiträge von WissenschaftlerInnen, persönliche Statements von Betroffenen, künstlerische Annäherungen sowie Präsentationen konkreter Maßnahmen und Initiativen. Diese bieten vielschichtige Einblicke in aktuelle Inhalte und Perspektiven zu Nationalsozialismus und Holocaust. Die thematisierten Nachwirkungen beeinflussen alle Lebensbereiche der Nachkriegsgesellschaften, sei es in Deutschland und Österreich oder in anderen europäischen Ländern, die unter der NS-Herrschaft litten, sowie in den Emigrationsländern, insbesondere in Israel und Nordamerika. Diese Beiträge belegen eindrucksvoll die „Lebendigkeit der Geschichte“.