Es gehört mittlerweile zum einigermaßen gesicherten Wissensbestand der Soziologie der europäischen Integration, dass im durch eine spezifische institutionelle Architektur geprägten Entscheidungsgefüge der Europäischen Union gesellschaftliche Konflikte wie Verteilungs-, Interessen- und Wertkonflikte weitgehend entpolitisiert werden. An die Stelle von „Politik“ treten dadurch vermehrt „technokratische Lösungen“ und „sachbezogene Verwaltung“, diese beiden werden wiederum permanent von „politischer Rhetorik“ überlagert. Gegenwärtig ist in der Europasoziologie immer deutlicher die Ansicht zu finden, dass gerade der Analyse dieser „politischen“ oder „europapolitischen Rhetoriken“ verstärkt Aufmerksamkeit zu widmen wäre, es – so Maurizio Bach - notwendig sei, „die Selbstbeschreibungen des herrschenden europäischen Systems und deren Mythen sowie Illusionen zum Gegenstand soziologischer Forschung zu erheben“. In dieser Arbeit wird eng an diese Forschung angeknüpft.
Franz Heschl Knihy



Die Auswirkungen des europäischen Integrationsprozesses auf die Arbeitswelten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern werden permanent stärker. In der vorliegenden Studie der Arbeiterkammer Steiermark wird gezeigt, dass dies speziell auch für die Bauwirtschaft des steirischen Grenzlandes gilt: Der europäische Integrationsprozess hat über unterschiedliche Mechanismen zu einer deutlichen Steigerung von Wettbewerbs- und Leistungsdruck geführt, wobei sich einige grundsätzliche Arbeitsmarktstrukturen in der Baubranche als recht stabil herausgestellt haben. Für manche Bauarbeitnehmerinnen und Bauarbeitnehmer sind neue Beschäftigungschancen entstanden. All diese Entwicklungen werden in dieser Studie ausführlich analysiert, ebenso ausführlich wird ein Maßnahmen- und Forderungskatalog entwickelt, dessen Umsetzung unumgänglich notwendig ist, um die durch den europäischen Integrationsprozess bedingten Veränderungen in der Bauarbeitswelt für die davon betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erträglicher zu gestalten. Der Autor: Dr. Franz Heschl (Abteilung Wirtschaftspolitik, AK Steiermark)
Die Arbeit bietet eine empirische Untersuchung der öffentlichen österreichischen EU-Beitrittsdebatte vor dem Referendum des Jahres 1994. Die charakteristischen Eigenschaften von Integrationsprozessen, nämlich deren immanente Risiken, identitätsverändernde Wirkung und spezifische Komplexität, verhinderten eine einigermaßen rationale öffentliche Diskussion der Beitrittsfrage. Einige grundlegende Bedingungen des politischen und medialen Systems erhöhten die Komplexität der Debatte noch zusätzlich. Damit stieg für alle beteiligten Akteure der Bedarf nach Komplexitätsreduktion, die vor allem durch Mythenbildung, politische Werbung und „bedingungslosen“ Aktivismus der Protagonisten erreicht wurde. Zusammenfassende Überlegungen hinsichtlich der ambivalenten Rolle von Referenden als Entscheidungsmechanismen in komplexen (gesellschafts-)politischen Sachfragen bilden den Abschluss des Bandes, der die unterschiedlichsten Versatzstücke der Integrationsdebatte wie Zeitungskommentare, Kolumnen, Glossen, Interviews, Leserbriefe u. dgl. auswertet.