Wolfram von Eschenbach und Hartmann von Aue
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Wolframs Interesse am Werk Hartmanns ist unübersehbar: In seinem Parzival benutzt Wolfram Namen, Motive und Ereignisse, die bereits in Hartmanns Romanen Vorkommen. Die Art und Weise, in der Wolfram auf Hartmanns Texte anspielt, lässt eine detaillierte Auseinandersetzung des Parzival-Autors mit schriftlichen (deutschen und französischen) Vorlagen erkennen. Wolframs Rückgriff auf Hartmanns Romane führt jedoch nicht zu einer inhaltlichen, sinnsteigernden Diskussion von Hartmanns Werk, sondern ist ganz auf seinen eigenen Roman bezogen. Die Funktion der Hartmann-Anspielungen liegt im Aufbau einer werkübergreifenden Erzählwelt, die auffälligerweise durch gezielt provozierte Widersprüche in sich brüchig ist: „Die in ihr angelegte Spannung infolge ihrer suggestiven (Konsistenz des Erzählten) und distanzierenden Wirkung (Fiktionsbrechungen bzw. Irritationen) dient einer angemessenen Rezeption des mit utopischen Zügen versehenen Romans; sie beinhaltet gleichzeitig eine poetologische Aussage: Wolfram reflektiert zur Einsicht eines größeren Publikumskreises im Aufbau einer werkübergreifenden Erzählwelt deren Fiktionalität.“ Der Autor rechnet also mit einem bereits entwickelten Fiktionsbewusstsein seines Publikums.