Schräge Architektur und aufrechter Gang
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Gert Kähler Im Jahr 1990 erschien als Band 90 der Bauwelt-Fundamente die Aufsatz Sammlung Dekonstruktion? Dekonstruktivismus? Aufbruch ins Chaos oder neues Bild der Welt?-eine erste kritische Auseinandersetzung mit einer modischen Architekturströmung, die durch die Fachzeitschriften geisterte und ihre höherenWeihen durch eine Ausstellung im Museum of Modern Art in New York zwei Jahre zuvor erhalten hatte. In diesem er sten Band, dem der hier vorgelegte folgt, wurde „Grund gelegt“: Die wichtigsten Architekten kamen zu Wort, und in einigen Aufsätzen wurde versucht, der neuen Architekturströmung habhaft zu werden. Dabei war es von vornherein Bestandteil des Konzeptes, die engen Grenzen des Fachgebietes zu durchbrechen. Das ergibt sich nicht nur daraus, daß ein Diskurs in Gang gekommen ist zwischen Architekten und Philosophen (der mir eher zufällig zu sein scheint und auf wenige Namen eingrenzbar ist); der eigentliche Grund für die Erweiterung des kritischen Spektrums liegt vielmehr darin, daß beim Dekonstruktivismus der „V erdacht einer Weitsicht“ naheliegt, wie er schon im Untertitel des ersten Buches ange deutet wird: ein neues Bild, eine neue Sicht der Welt? Oder vielleicht gar eine Sicht auf eine neue Welt? Wird hier der alte Anspruch der Architek tur, eine Welt sichtbar zu machen (wie bei jeder Kunst, aber anders als an dere ständig öffentlich zur Schau gestellt), erneut erhoben? Die damaligen Antworten verstärkten eher die Zweifel an einer sol chen These. Andererseits erwies sich in den folgenden Jahren der Dekon struktivismus als zäher, als es eine bloße Modeströmung zu sein pflegt.