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Der blockierte Wohlfahrtsstaat

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In den letzten Jahren der Weimarer Republik kam es in Anstalten der Fürsorgeerziehung immer wieder zu Revolten und Skandalen. Sie machten die Öffentlichkeit auf schlimme Mißstände aufmerksam, bald sprach man allgemein von einer Krise der Fürsorgeerziehung. Sie ist der Ausgangspunkt von Marcus Gräsers Geschichte der Jugendfürsorge in der Weimarer Republik. Die Darstellung beginnt mit einem Blick zurück auf die Ursprünge und den Aufstieg der modernen Jugendfürsorge im 19. Jahrhundert, anschließend geht es um das 1922 beschlossene Reichsjugendwohlfahrtsgesetz, von seiner Entstehung bis zu seiner Verwirklichung in der Praxis der Jugendfürsorge. Die Krise der Fürsorgeerziehung, Kern der Jugendfürsorge, ist danach das zentrale Thema: Ursachen und Auswirkungen, Reformüberlegungen und der Ansatz, durch Abbau der Fürsorgeerziehung und Ausschließung der sog. »Unerziehbaren« aus der Krise herauszukommen. Wie dieser Abbau vor sich ging und den Niedergang der Jugendfürsorge in den frühen dreißiger Jahren behandelt ein weiteres Kapitel. Zur Geschichte der Jugendfürsorge gehören natürlich immer auch die Betroffenen, die Jugendlichen, denen die Maßnahmen galten. Hier werden darüber hinaus die Unterschichtjugend allgemein und ihre Lebens- und Arbeitsverhältnisse einbezogen, und es werden die sozialen Orte von Verwahrlosung und Kriminalität deutlich gemacht. In kritischer Auseinandersetzung mit der Forschung zeigt Marcus Gräser, wie stark das Reichsjugendwohlfahrtsgesetz und die Jugendfürsorge in der Weimarer Republik Vorstellungen aus dem Kaiserreich verhaftet blieben. Und er fragt nach dem Zusammenhang zwischen Niedergang der Jugendfürsorge und Verfall der Weimarer Republik.

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1995

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