Aus der Literatenwelt
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Friedrich F. Fiedler (1859-1917) war ein begeisterter Leser und leidenschaftlicher Sammler: Was eine Beziehung zur Literatur hatte, fand einen Platz in der Wohnung Fiedlers, die sich so in ein »Literaturmuseum« verwandelte. Fiedler suchte die Begegnung mit Schriftstellern im In- und Ausland, über die er in seinem Tagebuch berichtet. Fiedlers Tagebuch, das er über 30 Jahre führte, ist ein originelles Dokument. Es ist Schriftstellern mit ihren Sorgen, Ansichten und Äußerungen über Literatur und Kollegen gewidmet. Gesellschaftlicher Rang, persönliche Beziehungen, Neid oder Verehrung, Ehrgeiz, Rivalität und Klatsch - all diese auch für das »literarische Leben« typischen Eigenheiten prägen die von Fiedler notierten »Charakterzüge« und »Urteile«. Die Notizen sind schematisch aufgebaut: Er beschreibt die äußere Erscheinung eines Schriftstellers, dessen Wohnverhältnisse, Verhalten sowie Besonderheiten seiner Sprache. Beim ersten Zusammentreffen stellte Fiedler jeweils die gleiche Fragen: nach literarischen Anfängen, dem Umfang des Schaffens, nach Honoraren, nach der Beziehung des Autors zu seinen Werken oder der Vorliebe für ein spezielles Buch. Stets erbat Fiedler ein signiertes Bild sowie eine handschriftliche Eintragung in sein ' Album' Den Tod eines Autors hielt er in einer Art Nekrolog fest, worin er den Verlauf der Bekanntschaft dokumentierte. Fiedlers Tagebuch ist einzigartig in der Darstellung konkreter Details, in der Liebe zu gewöhnlichen und auf den ersten Blick unbedeutenden Fakten und Episoden. Fiedler unterschied kaum zwischen »bedeutend« und »unbedeutend« in der »Literatenwelt«. Er wollte keine Entwicklung von Strömungen und Tendenzen in der Literatur oder ideologische Auseinandersetzungen festhalten, sondern Alltägliches mitteilen. Dies macht den Reiz dieses atmosphärisch dichten Tagebuchs aus, das zudem einen wertvollen Beitrag zur Kulturgeschichte der deutsch-russischen Beziehungen leistet.