Heilpflanzen und Heilsprüche
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Das medizinische Kompendium des Marcellus von Bordeaux, genannt Empiricus, welcher um die Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert lebte und wirkte, also in einer Zeit, als Latein längst die normale Umgangssprache in Gallien war, das Gallische aber noch nicht – oder zumindest noch nicht überall – vollständig ausgestorben war, enthält bekanntlich, als Glossen oder Zitate eingebettet in den lateinischen Text, eine Reihe von gallischen Wörtern oder Sätzen. Bei den Wörtern handelt es sich zumeist um die gallischen oder als solche bezeichneten Namen gewisser Heilpflanzen, während die zusammenhängenden Texte der Volksmedizin entnommene Besprechungsformeln (incantamenta, Zaubersprüche) sind. Marcellus bemerkt dazu in der Einleitung zu seinem de medicamentis genannnten Werk, daß er nicht nur die ältere medizinische Fachliteratur studiert, sondern daß er auch von Landbewohnern und Leuten aus dem Volk gewisse einfache, aufs Geratewohl angewandte Mittel von erprobter Wirksamkeit erfahren habe. Zu diesen remedia fortuita atque simplicia, gewissermaßen ärztlich nicht approbierten, wissenschaftlich nicht garantierten Heilverfahren gehörten offenbar auch die zitierten Besprechungsformeln.