Marktorientierte Bewertung von Unternehmungsprozessen

Die Einführung einer prozeßorientierten Organisation oder die Neugestaltung von Unternehmungsprozessen ist mit der Bindung oftmals nicht unerheblicher personeller und finanzieller Ressourcen einer Unternehmung verbunden. Insofern können prozeßorientierte Restrukturierungsprojekte als Investitionen betrachtet werden. Vielfach tätigen Unternehmungen solche organisatorischen Investitionen, ohne eine wirtschaftliche Bewertung durchzuführen. Die Möglichkeiten und Anwendungsbedingungen zur Durchführung einer wirtschaftlichen Bewertung von Unternehmungsprozessen werden in der vorliegenden Arbeit aufgegriffen. Kernstück ist dabei die Konzeption eines Modells zur marktorientierten Bewertung von Unternehmungsprozessen, das sowohl aus theoretischer Sicht sachgerecht ist als auch aus praktischer Sicht Chancen zur Anwendung besitzt. Da die Bewertung eines Objektes dessen eindeutige Abgrenzung bedingt, wird eine umfassende Beschreibung und Definition des Untersuchungsobjekts Unternehmungsprozeß auf der Basis des Systemansatzes vorgenommen. Für die Einordnung der wirtschaftlichen Bewertung in das Prozeßmanagement werden ausgehend vom systemorientierten Management die Gestaltung, die Lenkung und die Entwicklung von Unternehmungsprozessen als Funktionen des Prozeßmanagements identifiziert. Darauf aufbauend wird die Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnik für die einzelnen Funktionen des Prozeßmanagements diskutiert und die Komplementarität von Prozeßmanagement und Marktorientierung aufgezeigt. Die Diskussion der Werttheorie schafft die Voraussetzung für die umfassende Beschreibung und Beurteilung existierender Verfahren zur Prozeßbewertung. Auf der Basis abgeleiteter Anforderungen an Prozeßbewertungsverfahren wird ein Modell zur marktorientierten Bewertung von Unternehmungsprozessen vorgestellt. Die im Rahmen dieses Modells vorzunehmende Marktleistung-, Präferenz- und Wettbewerberanalyse bildet die Datenbasis für Auswertungsrechnungen. Diese Auswertungsrechnungen stellen den eigentlichen Vorgang der Prozeßbewertung dar, denn ihre Resultate erlauben es, die Handlungsalternativen, unter denen im Rahmen der Prozeßgestaltung, -lenkung und -entwicklung zu wählen ist, nach dem Grad ihrer Zielwirksamkeit in eine konsistente Rangfolge zu bringen. Anhand eines Fallbeispiels wird die praktische Anwendbarkeit des Modells dokumentiert. Darüber hinaus werden die Ergebnisse einer durch den Autor vorgenommenen empirischen Erhebung aufgeführt, die Auskunft über den Stand der Prozeßbewertung in der Praxis geben.