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Intertextualität als Mittel der Darstellung in Erich Hackls Erzählungen

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Die Arbeit beschäftigt sich mit den drei bisher erschienenen Erzählungen Erich Hackls und dabei primär mit der Intertextualität, die er zwischen der zweiten Erzählung, „Abschied von Sidonie“ (1989), und der Erzählung „Laterna magica“ (1985) von Guntram Vesper hergestellt hat. Vesper und Hackl, 1941 bzw. 1954 geboren, haben sich mit den Ereignissen in ihren Heimatorten zur Zeit des Nationalsozialismus und den damit verbundenen Wechselwirkungen von Diktatur und Denunziation literarisch auseinandergesetzt. In „Laterna magica“ und „Abschied von Sidonie“ werden Schicksale von Opfern des Dritten Reiches aus dem drohenden Historisierungsprozeß herausgegriffen, kenntlich gemacht und so eine 'Geschichte derer ohne Geschichte' erzählt. Deutlich wird der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit auf die Entstehung der beiden Erzählungen gelegt: Wie gehen Hackl und Vesper vor, auf welche Vorbilder greifen sie zurück, wie fügen sich die beiden Erzählungen in den Werkzusammenhang? Vesper beschreibt seinen erzählerischen Mikrokosmos, die sächsische Kleinstadt Frohburg und deren Bewohner, in entlarvender Parabolisierung: Frohburg, so soll der Leser erkennen, ist überall. Hackl beschreibt die 'Kleinstadt Europa' und nutzt seine Arbeit als Erzähler, als Chronist und als Journalist gleichermaßen, um Zustände in der Gegenwart zu kommentieren, in Frage zu stellen und zu geißeln. Hackl führt in „Abschied von Sidonie“ durch bewußten Bezug auf den Prätext „Laterna magica“ sein bereits in „Auroras Anlaß“ (1987) realisiertes Erzählkonzept fort. Er hat in seiner ersten Erzählung intertextuelle Markierungen vorgenommen, indem er stilistische, strukturelle und thematische Parallelen zwischen seiner Erzählung und Heinrich von Kleists Novellen, speziell „Die Marquise von 0.“ (1808) und „Michael Kohlhaas“ (1810), durch situative Zitate und Sichtbarmachung der ähnlichen erzählerischen Motive hervorhebt und damit die Kleistschen Erzählungen als Folie für die Darstellung eines historisch authentischen Falles nutzt. Es ist kein Zufall, daß Hackl seine zweite Erzählung, die ebenso wie „Laterna magica“ den Untergang eines Menschen aufgrund des „vorauseilenden Gehorsams“ (AvS, 126) und des moralischen Versagens anderer Menschen zum Thema hat, stilistisch und strukturell dem Leser ähnlich vermittelt. Beide Autoren berichten von der Grauzone der Motivation des Menschen in der Diktatur, vom vagen Vorteil, den er sich von Verrat und Kollaboration erhofft. Hackl und Vesper arbeiten mit Sidonie Adlersburgs beziehungsweise Erich Zeidlers Schicksal auch einen verschwiegenen Teil der Geschichte ihrer Heimat auf. In der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit stehen Hackl und Vesper in der Tradition der Darstellung des Nationalsozialismus in deutschsprachiger Exil- und Gegenwartsliteratur. Der Untertitel von „Sara und Simón“, der im Frühjahr 1995 erschienenen dritten Erzählung Erich Hackls, lautet „Eine endlose Geschichte“. Er erzählt sie in derselben Technik des anteilnehmenden, sich aber selbst Zurückhaltung auferlegenden Chronisten, durch die er bekannt wurde. „Auroras Anlaß“, „Abschied von Sidonie“ und „Sara und Simón“, so ist festzustellen, bilden eine Trilogie.

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1996

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