Jüdische Geschichte in Levern und Umgebung 1800 - 1938
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Die Autorin untersucht die Geschicke der elf ortsansässigen jüdischen Familien und sonstiger Juden im Laufe des 19. und frühen 20. Jh. Dabei werden Demographie, Wohnverhältnisse, wirtschaftliche und berufliche Stellung, kulturelles und religiöses Leben sowie das Verhältnis zwischen Juden und Christen untersucht. Die Haupttätigkeit der Landjuden bestand bis in die 1930er Jahre im Viehhandel. Ihr Leben spielte sich im Spannungsfeld zwischen religiöser Verpflichtung gegenüber Geburt und Vorfahren sowie zunehmendem Heimatempfinden für Deutschland und den Heimatort ab. Das Zusammenleben von Christen und Juden gestaltet sich bis zur Weimarer Republik zunehmend positiv auf Grund von historischer Verwurzelung, beruflichem Ansehen und guter Nachbarschaft. Dennoch unterbleiben kultureller Austausch, gegenseitige Bereicherung und wirkliches Verständnis gegenüber dem Anderen. Beiderseitige Skepsis besteht, wenn auch „weiße Juden“ sich im Gegensatz zu orthodoxen in Sprache und Kleidung nicht von den Deutschen unterscheiden. Daß es sich bei Assimilation und Akkulturation der Juden um eine Schein-Emanzipation handelt, erweist die Tatsache, daß die antisemitische Agitation der Nationalsozialisten sofortige Aufnahmebereitschaft findet. 1938 endet die jüdische Geschichte Leverns, wobei die Mehrheit der Juden nicht direkt emigriert, sondern zunächst in Städten untertaucht und später Deutschland verläßt oder in Konzentrationslager deportiert und ermordet wird. Das Buch ist mit Literaturverzeichnis, Fachbegriffserläuterungen, Familienstammbäumen, Personenverzeichnis, Verzeichnis jüdischer Grabsteine und Quellenanhang versehen. The author investigates the fates of eleven local Jewish families and other Jews in the course of the 19th and early 20th century. On this occasion, the demography, the living conditions, the economic and occupational position, the cultural and religious life, and the relation between Jews and Christians is analysed. The main occupation of rural Jews until the 1930s was cattle dealing. Their lives were characterized by the tension between their religious obligation towards birth and ancestors and an increasing sense of home in Germany and their home village. The mixed living of Christians and Jews became more and more positive until the Weimar Republic, because of historical deep rootedness, professional reputation, and good neighbourliness. However, there was no cultural exchange, mutual enrichment, nor a true understanding of the other one. Mutual scepticism remained, although „white Jews“ as opposed to orthodox Jews did not distinguish themselves from the Germans in language or dress. From the fact that the anti-Semitic agitation of the Nazis was absorbed immediately, it becomes clear that the assimilation and acculturation of the Jews was a pseudo-emancipation. The Jewish history of Levern ended in 1938 with the majority of Jews not immediately emigrating, but first hiding in towns and later leaving Germany or being deported and murdered in concentration camps. The book also contains a bibliography, a glossary of specialist terms, family trees, a register of persons, an index of Jewish gravestones, and an appendix of source material.