Pirandello zwischen Avantgarde und Postmoderne
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Der italienische Nobelpreisträger Luigi Pirandello (1867-1936) hat zweifelsohne wieder einmal Saison hierzulande, wie uns in jüngster Vergangenheit auch eindrucksvoll durch die wie „Pirandello-Festspiele“ anmutende Häufung von Produktionen seiner Riesen vom Berge in der Saison 1993/94 (Berlin, Hamburg, Oldenburg, Düsseldorf, Salzburger Festspiele, Wien) vor Augen geführt wurde. Aus den verschiedenen Perspektiven, unter denen in diesem Sammelband, der Vorträge aus zwei Symposien des Deutschen Pirandello-Zentrums neben Originalbeiträgen enthält, eine Annäherung an Pirandellos Werk versucht wird, sollte und soll nicht ein einheitlicher „neuer“ oder „alter“, sprich: der klassischen Avantgarde oder der Postmoderne zuzurechnender, Pirandello entstehen; es wird aber mehr als deutlich, dass Pirandellos Werk und seine Autorenpersönlichkeit mit keinem der bisher verwendeten Etiketten - vom „Theaterrevolutionär“ bis zum „Schein und Sein“-Fabrikanten, vom “Gesellschaftskritiker“ bis zum „nihilistischen Humoristen“ - zur Gänze abgedeckt werden kann. Dasselbe gilt vermutlich auch von den hier erörterten Klassifikationen als „Avantgardist“ oder als „Vorläufer der Postmoderne“. Gerade darin aber wird die sich stets erneuernde Aktualität dieses vielschichtigen Werkes deutlich. „La vita non conclude“, pflegte Pirandello zu sagen, das Leben setzt keinen Schlusspunkt. Die Pirandello-Forschung, wie sie in den hier vorliegenden Beiträgen von Franca Angelini, Tobias Eisermann, Thomas Klinkert, Ina Martens, Sandro Moraldo, Joachim Noller, Michael Rössner, Monika Schmitz-Emans, Till Schröder und Rainer Zaiser zum Ausdruck kommt, tut das auch nicht; sie will im Gegenteil dem Leser und Zuschauer immer aufs Neue die Augen öffnen für bislang unerkannte oder zu wenig beachtete Facetten dieses vielschichtigen, faszinierenden Werkes, das am Ende des 20. Jahrhunderts noch genauso als Abenteuer des Geistes erscheint wie im Augenblick seines Entstehens.