Lieber keinen Kompaß als einen falschen
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Im Jahr 1937 stirbt ein deutscher Schriftsteller sechsundvierzigjährig im Shanghaier Exil: Max Mohr, Jude, Arzt und erfolgreicher Dramatiker. Will man sich heute mit Leben und Werk Mohrs beschäftigen, so stößt man auf Schwierigkeiten. Was bleibt, ist die Spurensuche in Bibliotheken und Archiven, auf die sich Carl-Ludwig Reichert begeben hat. Der Fundus im Literaturarchiv der Monacensia und der Kontakt zu Max Mohrs Enkel waren der Ausgangspunkt für Reicherts Recherchen. Max Mohrs Stück 'Improvisationen im Juni' war nach 1922 eine häufig gespielte Komödie. 'Ramper' wurde 1925 in Berlin mit dem Freund Paul Wegener in der Titelrolle uraufgeführt und als 'Ramper, der Tiermensch' verfilmt. Seine Romane, darunter die satirische Beschreibung der turbulenten Jahre der Weimarer Republik 'Venus in den Fischen', aber auch das Erinnerungsbuch an den Freund D. H. Lawrence, 'Die Freundschaft von Ladiz' sowie 'Die Heidin', deren Kühnheit die Nazis zum Verbot der Schriften Mohrs provozierte, müssen den Vergleich mit heute noch bekannten Büchern dieser Zeit nicht scheuen. Die Spur Mohrs nach seiner Emigration im Jahre 1934 führt nach Shanghai, wo er bis zu seinem Tod als Arzt arbeitete. Max Mohr schreibt über sich: 'Geboren 17. Oktober 1891 in Würzburg, Jugend und Gymnasialzeit in Würzburg, Medizinstudien in München. Bis zum Krieg: Viele alpine Touren, sozusagen im Hauptberuf Kletterer; dazwischen, allein und ohne Geld, drei lange Reisen in den Orient (Nordafrika, Syrien, Persien); in Kairo eine Zeitlang Zirkusreiter in einem kleinen französischen Bumszirkus. Im Krieg: Infanterist und Infanteriearzt, viermal verwundet, Ende 1917 gefangen, ein Jahr Kriegsgefangener in England. Danach: Verheiratet, sehr einsam in einem kleinen Einödshof hier, durch den Winterbiwak auf dem Großvenediger, 1 Jahr davon im Bett, kurze Reisen nach Italien, Marocco, Spanien, Paris. Dramatiker und Bettler im Hauptberuf, nebenbei Arzt, Musikant, Tierzüchter.'