Die römische Kolonie von Butrint und die Romanisierung Griechenlands
Autoři
Více o knize
Die große, kulturelle Ausstrahlung Griechenlands auf Rom und Italien ist seit der Antike im europäischen Bewußtsein fest verankert. Dagegen fehlt weitgehend die Vorstellung von einer kulturellen Beeinflussung in umgekehrter Richtung, von Rom auf Griechenland. Dies ist umso erstaunlicher, weil es an unzweideutigen Hinweisen für eine von Italien ausgehende kulturelle Beeinflussung Griechenlands und des Ostens während der römischen Kaiserzeit nicht fehlt. Die kaiserzeitlichen Porträts etwa können exemplarisch eine solche Tendenz belegen. Die Stadt Butrint, in Albanien, erbringt weiteres aufschlußreiches Material zu diesem Problem. In der hellenistischen Stadt nämlich wurde 44 v. Chr. eine römische Kolonie angelegt. Diese Zäsur hat sich dramatisch in ihrer Geschichte niedergeschlagen. Die Funde, Skulpturen, Inschriften und Architektur, können das eindrucksvoll belegen. Viele der Objekte aus Butrint, dessen Altertümer bei den jüngsten Unruhen in Albanien stark in Mitleidenschaft gezogen wurden und das daher 1997 als besonders gefährdetes Weltkulturerbe eingestuft wurde, werden erstmals im Rahmen einer historischen Analyse behandelt. Die Forschungen der letzten Jahre in den westlichen Provinzen haben gezeigt, daß dort die römischen Städte die Träger der Romanisierung waren. Daher fragt sich, in welcher Weise Butrint und die anderen römischen Koloniestädte in Griechenland zu der Akkulturation in west-östlicher Richtung beigetragen haben. Dieser Frage wird in einer kursorischen Untersuchung von Korinth und Nikopolis nachgegangen. Dabei entsteht eine Typologie römischer Stadtgründungen in Griechenland. Überdies gelingen aufschlußreiche Einzelbeobachtungen zum kulturellen Klima in den beiden Städten und zu den Theatern westlicher Bauart im kaiserzeitlichen Griechenland. In Nikopolis findet sich überdies ein offensichtliches Zitat nach dem Augustusforum in Rom. Über den Autor: Johannes Bergemann aus Bremen, Jahrgang 1960, studierte Klassische Archäologie in Bonn, Göttingen, München und Rom. Nach der Promotion und dem Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts war er Wissenschaftlicher Assistent in Göttingen, Guest Scholar an der Universität Princeton (New Jersey) und Heisenbergstipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Anschließend war er Dozent in Göttingen und lehrt nun Klassische Archäologie an der Ruhr-Universität in Bochum. Zu seinen wichtigsten Arbeitsgebieten gehören die griechisch-römische Skulptur und ihre Bedeutung im gesellschaftlichen Kontext, die griechische Sepulkralkunst, die historische Landeskunde und Bilddatenbanken für archäologische Problemstellungen. Verwandte Themen: Band 7: Prunkbrunnen in kleinasiatischen Städten