Chinas bäuerliches Wissenssystem im Wandel
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Die derzeitige ländliche Entwicklung in China ist besonders vielfältig, flexibel und dynamisch, weil die ländliche Bevölkerung, sowohl die einzelnen Bauernhaushalte als auch die lokalen Kollektive, durch die Einführung der Reformpolitik beträchtlich mehr Entscheidungsfreiheit gewonnen haben. Um wirksame Agrar- und Wirtschaftspolitik zu formulieren, müssen Erkenntnisse über die veränderten Verhaltensweisen und Handlungsmöglichkeiten der Zielgruppe vorgliegen. In dieser Arbeit wird diese allgemeine Fragstellung auf die Perspektive des „bäuerlichen Wissenssystems in Wandel“ verengt. Die explorativen Fallstudien in vier unterschiedlichen Dörfern der Hebei Provinz zeigen, daß Entwicklungsinitiativen, sowohl im landwirtschaftlichen als auch im außerlandwirtschaftlichen Bereich ihren Anstoß und ihre Energie im wesentlichen von der Basis her, also durch die ländliche Bevölkerung selbst erhalten. Der Wirtschaftserfolg einzelner Betriebe oder ganzer Dorfgemeinschaften hängt vor allem von gewerblichen Kenntnissen und Fähigkeiten, von nützlichen Sozialbeziehungen und der Risikobereitschaft der Betroffenen ab. Dabei sind direkte Interventionen des staatlichen Förderungssystems in den Dörfern nur in geringem Maße feststellbar. Von daher läßt sich schlußfolgern, daß zielgruppen-spezifische und über wenige Schwerpunkt-Kulturen wie z. B. Weizen und Baumwolle weit hinaus gehende, umfassende Ansätze des institutionellen Wissenssystems zur weiteren Entwicklung im ländlichen Raum dringend erforderlich sind. Defizite wären vor allem aufzufüllen im Bereich der Marktinformation, aber auch im außerlandwirtschaftlichen Bereich, insbesondere zu Fragen von Politik, Recht, Sozialversicherung und Umwelt.