Im Zeichen der Shoah
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Die Studie unternimmt den Versuch einer Deutung der Lyrik und Poetik von Rose Ausländer und Nelly Sachs sowie ihres Themen-, Motiv und Reflexionshorizontes im Zeichen der Shoah. Der Impuls zur Zeugenschaft, Totenklage und zur Stellvertretung der Opfer ist begleitet von einer tiefgreifenden Krise lyrischer Ausdrucksformen und einer Poetik, die das Leiden an Auschwitz für das Schreiben der Autorinnen thematisch bestimmend werden läßt. Die Vorstellungen vom Ende der Geschichte, die Anlehnung an die jüdische Tradition oder die Ausdeutungen des Todes bei Sachs stehen dabei den unterschiedlichen Formen von Ausländers Verwandlungssehnsucht und der Konstitution von mythischen und märchenhaften Wunschwelten gegenüber. Die Textbeobachtungen werden unter Berücksichtigung poetologischer Reflexionen vorgenommen, deren Ziel in einer wechselseitigen Ausleuchtung von struktureller Beschaffenheit und anthropologischer Aussagekraft der behandelten Gedichte besteht. Nelly Sachs’ zentrales poetologisches Credo gebietet den Ausdruck des Gedenkens und die Erinnerung an das Unsägliche, während bei Rose Ausländer Lyrik von der ambivalenten Bewältigung des Vergangenen Zeugnis ablegt, sie fundiert und die direkte Präsenz der Wunde, des Traumas nur punktuell zuläßt.