Eine Wissenschaft emanzipiert sich
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Die zwanzig Beiträge dieses Sammelbandes beleuchten die konfliktreiche Entwicklung der Medizinhistoriographie von der untergeordneten Rolle einer medizinischen Propädeutik zur selbstbewußten interdisziplinären Kulturwissenschaft. Erstmals liegt damit für den deutschen Sprachbereich und darüber hinaus ein kritischer Gesamtüberblick über die Geschichte der Medizinhistoriographie vom 18. bis Ende des 20. Jahrhunderts vor. Aufklärung, Historismus, Sozialgeschichte und neue Kulturgeschichte bezeichnen die Etappen eines Emanzipations- und Verwissenschaftlichungsprozesses, an dessen vorläufigem Ende sich die Medizinhistoriographie der Gegenwart als ein methodisch und inhaltlich breitgefächertes Forschungsgebiet präsentiert, das die engen Grenzen einer reinen Wissenschaftsgeschichte der akademischen Medizin in ärztlicher Perspektive längst überwunden hat und inzwischen auch politik-, sozial und kulturhistorische Aspekte des Umgangs mit Gesundheit und Krankheit in den Blick nimmt. Im ersten Abschnitt des Bandes steht die Auseinandersetzung der Medizinhistoriographie mit den Methoden, Theorien und Gegenständen der allgemeinen Geschichtswissenschaft im Mittelpunkt der Beiträge. Der zweite Abschnitt bildet das Zentrum des Bandes. Er thematisiert den Umgang der Medizinhistoriographie mit dem Nationalsozialismus, vor allem mit dem Schicksal der emigrierten oder ermordeten Medizinhistoriker. Der letzte Abschnitt konzentriert sich auf die Instrumentalisierung des Forschungsgebietes durch Medizin und Ärzteschaft. Die Autorinnen und Autoren stammen aus mehreren europäischen Ländern und befassen sich alle professionell mit der Medizinhistoriographie. Der Sammelband richtet sich in erster Linie an Medizinhistoriker, Allgemeinhistoriker und Mediziner, in zweiter Linie an wissenschaftshistorisch Interessierte aus allen Sozial- und Kulturwissenschaften.