Eigensinnige Geschöpfe
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Jean Pauls Texte entstehen in der Umbruchzeit der Geschlechterdiskussionen um 1800: sie reflektieren virtuos die Spannung von Differenz und Angleichung der Geschlechter. Vor diesem zeitgenössischen Hintergrund arbeitet die vorliegende Studie eine Poetologie der Geschlechter bei Jean Paul heraus, die das Spezifische einer literarischen Modellierung betont. Die demiurgischen Männerträume, die Frau schreibend zu erschaffen, inspirieren nicht nur den Autor, sondern werden vielfältig in den Romanen selbst inszeniert. Indem Jean Paul so den schöpferischen Produktionsprozeß ins Werk hinein verlagert und gleichsam mit offenen »Gehirnkammern« arbeitet, werden die männlichen Schöpfungsphantasien humoristisch befragt. Vor allem aber brechen sie sich in seinen Texten an einem weiblichen Eigensinn, der sich der Vereinnahmung durch den Mann hartnäckig widersetzt. Die aus dieser Entgegensetzung hervorgetriebene dialogische Dynamik stellt in einer bis dahin unerreichten und bis heute überraschenden Radikalität die Frage nach einer gegenseitigen Anerkennung der Geschlechter.