Die öffentliche Universität
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1918/19 riß die Universität Tübingen ihren Elfenbeinturm nieder – schlagartig. Die Akademiker empfanden die Revolution und die Republikjahre nicht zuletzt als Erosionszeit ihrer gesellschaftlichen Führungsrolle. Von daher sah sich die Universität genötigt, massiv an die Öffentlichkeit zu gehen, und es etablierte sich eine öffentliche universitäre Fest- und Veranstaltungskultur. Der Schwerpunkt lag bei politischen Vorträgen, nationalen Kundgebungen und kulturellen Veranstaltungen. Das sehr lesefreundliche Buch, eine universitäts- und kulturgeschichtliche Pionierarbeit, bietet eine detaillierte Analyse der weit über 1000 Tübinger Veranstaltungen. Es entfaltet sich ein facettenreiches Bild moderner akademischer Veranstaltungskultur, die einerseits die Demokratisierung von Wissen und Kunst praktizierte, andererseits daran beteiligt war, der Demokratie das Grab zu schaufeln. Und es eröffnet sich ein Stück spannende Lokalgeschichte, u. a. mit neuen Erkenntnissen über die öffentlichen Tübinger Akteure (z. B. Carlo Schmid).