Biographie und Leib
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Kurzbeschreibung: Der Sammelband „Biographie und Leib“ bietet mit biographischen Analysen, klinischen Beobachtungen und phänomenologischen Studien einen empirisch- theoretischen Beitrag zum Verhältnis von Körper, Leib, Biographie, Geschlecht, Gesundheit und Gesellschaft. Er zeigt auf, daß und wie biographische Analysen einen Zugang zur sozialen Konstruktion des Körpers und der Relevanz des Leib- Erlebens in biographischen Prozessen ermöglichen. Körper ist „in“! Kürzer und prägnanter läßt sich die Problematik des Leibes, das Verhältnis von erlebtem Leib und „objektivem“ Körper, in spätmodernen Gesellschaften kaum ausdrücken. Der objektivierende und voyeuristische Blick, das Favorisieren eines schönen, schlanken weiblichen oder muskulösen männlichen Körpers in den Medien unserer Alltagskultur, der Zwang, sich sportlich durchzutrainieren im Trend der Fitnesskultur, die Verlagerung des beruflichen Konkurrenzdrucks auf den eigenen Körper sind nur einige Symptome der Verdrängung des Leiblichen in seiner Erfahrungsdimension zugunsten eines manipulierbaren Körpers. Die zunehmende Vernaturwissenschaftlichung der Medizin in den letzten drei Jahrhunderten und ihre offensichtlichen Erfolge mit einer rein körperzentrierten, die sozial-psychischen Komponenten ausblendenden Krankheitsauffassung führen heute in Grenzbereiche der künstlichen Herstellung des Körpers: Kosmetische Chirurgie, Intensiv- und Transplantationsmedizin, Reproduktionsmedizin und Gentechnologie sind ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, da sie die üblichen Vorstellungen menschlichen Lebens verletzen und auch die immer wieder vorgebrachte therapeutische Legitimation oft nicht mehr einlösbar erscheint. An solchen Problemlagen wird erkennbar, daß dem Körper der Leib kaum auszutreiben ist. Solange wir unseren Körper wahrnehmen als unseren je eigenen, solange wir Schmerz und Lust empfinden, bleibt der Leib im Spiel. Mit dieser Perspektivenerweiterung tragen wir der alltäglichen Erfahrung Rechnung, daß wir uns über den Leib selbst erleben und erfahren, daß wir einen Körper „haben“ und über diesen in der Welt „sind“. „Biographie und Leib“ nimmt die Paradoxie von Körper und Leib erneut auf, reduziert dabei die beiden Perspektiven nicht aufeinander, sondern hält sie in ihrer Ambiguität fest. Das komplizierte Wechselverhältnis von Körper und Leib wird aus soziologischer, psychologischer, psychosomatischer und phänomenologischer Perspektive neu ausgelotet. Rahmen und Leitkonzept für die einzelnen Untersuchungen liefert das soziale Strukturierungsmittel der Selbstbeschreibung: das Konzept der Biographie. Die Körper-Leib-Problematik wird im Lichte biographischer Selbstthematisierungen anhand von hermeneutischen Fallstudien und klinischen Beobachtungen analysiert. Neben grundlegenden Beiträgen zum Thema „Leib und Körper“ enthält der Band biographieanalytische und biographietheoretische Beiträge zu Themen des gesellschaftlich instrumentalisierten Leibes, zum Zusammenhang von Leib und Gesundheit sowie von Biographie, Leib und Geschlecht. Mit Beiträgen von: Wolfram Fischer-Rosenthal, Gesa Lindemann, Annelie Keil, Kathy Davis, Hans-Dieter König, Anke Delow, Michael Corsten, Mechthilde Kütemeyer, Andreas Hanses, Gabriele Lucius-Hoene, Sebastian Rinken, Bettina Dausien, Antonius Scheuermann, Peter Alheit