Weg in den Untergang
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Die bewegenden Bilder vom Umbruch in der DDR 1989/90 muten heute, nur zehn Jahre nach dem Fall der Mauer, wie Relikte einer anderen Zeit an. Die Euphorie vom Herbst 1989 ist verflogen angesichts der Probleme, die die Vereinigung mit sich brachte. Die wachsende Distanz zu den Ereignissen bietet aber auch die Chance zur Historisierung der Erlebnisse, die persönliche Erinnerungen und oft noch frische Eindrücke in eine Reflexion über breitere Zusammenhänge einbettet. So wird die – bisher nicht befriedigend geklärte – Frage nach den Ursachen für den Untergang der DDR zunehmend der Zeitgeschichte überantwortet. Das Ende der DDR läßt sich nur in der Gesamtschau von langfristigen, strukturellen Ursachen, kurzfristigen Gründen und dramatischen Entscheidungen einzelner Akteure, von innen- und außenpolitischen Entwicklungen erklären. Die Autoren dieses Bandes untersuchen die verschiedenen Entwicklungsketten dieses Ursachengeflechts und fragen nach ihrem Beitrag zum Scheitern des SED-Systems. Dazu gehören der kulturelle Legitimationsverlust und die wachsenden inneren Spannungen des Systems, die internationalen Voraussetzungen und wirtschaftlichen Problemlagen, die Anziehungskraft des Westens im alltäglichen Leben, die Selbstblockierung der Staatssicherheit, die Einwirkung ostmitteleuropäischer Veränderungen und das Handeln der Dissidentengruppen. Der Band trägt zur Entflechtung des komplizierten Gewirrs von Faktoren, die zum Untergang der DDR führten, bei.