Komorbidität in der Psychiatrie
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Die bei einem Individuum in einer Krankheitsepisode oder über die Lebenszeit erfaßten psychiatrischen Symptome und Symptomgruppen sind häufig nicht nur einer einzelnen diagnostischen Kategorie zuordenbar. Daher ergibt sich bei jeder psychiatrischen Diagnosestellung die Frage, ob es sich bei dem Gesamtbild um eine einzige diagnostische Einheit oder um mehrere voneinander abgrenzbare Einheiten handelt. Ist letzteres der Fall, so bleibt zu entscheiden, ob die Koexistenz psychiatrischer Phänomene mit dem Terminus Komorbidität oder in Anbetracht des Syndromcharakters vieler psychiatrischer Störungen mit dem Terminus der Kosyndromatik zu bezeichnen ist. In diesem Buch werden Aspekte eines allgemeinen und speziellen Krankheitsbegriffs, verschiedene Modelle seelischen Krankseins, unterschiedliche Arten der Klassifikation sowie die Paradigmen der Psychopathologie in ihrem Einfluß auf die Diagnostik einer gemeinsamen Einheit oder komorbider bzw. kosyndromatischer Entitäten berücksichtigt. Die Komorbiditäts-Diskussion erhielt insbesondere durch die Einführung operationalisierter Diagnosesysteme neue Impulse und stellt in Psychiatrie und Klinischer Psychologie den zeitgemäßen Ausdruck der alten Auseinandersetzung um die nosologische Frage dar. In welchem nosologischen Verhältnis verschiedene koexistierende psychiatrische Phänomene stehen können, wird am Beispiel des gemeinsamen Vorkommens von schizophrenen und anankastischen Phänomenen diskutiert.