Translatorisches Handlungsinventar
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Im Zuge der Globalisierung unserer Welt wird die Tätigkeit des Übersetzers und Dolmetschers zunehmend als bedeutsame Aufgabe anerkannt. Bisher dachte kaum jemand daran, dass Übersetzen von einer Sprache in eine andere mehr als der Transfer von „Fakten“ von einer Sprache in eine andere sei. Erst eine wissenschaftliche Betrachtungsweise hat allgemein ins Bewusstsein gerückt, dass dieser Tätigkeit ein komplexer Vorgang zugrunde liegt, der in mehreren Dimensionen menschlichen Handelns abläuft und von zahlreichen Determinanten bestimmt wird. In diesem Sinne wird „Übersetzen“ als Translatorisches Handeln verstanden, das als eine Kulturtransfer implizierende spezielle Kategorie des Kommunikativen Handelns angesehen werden kann. Eine Analyse des Ausbildungssystems lässt erkennen, dass der Schwerpunkt der Übersetzerausbildung im sprachwissenschaftlichen Bereich liegt, während der kommunikative und kulturspezifische Bereich weitgehend diesem untergeordnet wird. In einem „Translatorischen Handlungsinventar“ trägt der Autor alle erfassbaren und möglicherweise relevanten Variablen zusammen, die in irgend einer Weise einen Einfluss auf die Erstellung einer Übersetzung haben könnten. Eine Befragung von Fachleuten ergab anschließend, dass vom tradierten Verständnis der Übersetzerausbildung stark divergierende Meinungen abgegeben wurden. Die Ausstattung des Übersetzerarbeitsplatzes stand hier im Vordergrund, aber gleichrangig war auch die Sprachkompetenz bewertet worden. Diese setzt sich aber nicht aus sprach- und übersetzungswissenschaftlichen Inhalten zusammen, sondern wird abgeleitet von Auslandserfahrung und Kompetenz in Mutter- und Fremdsprache. Wesentliche weitere Komponenten für translatorisches Handeln stellen für die Gruppe der befragten Übersetzungspraktiker die Kategorien Psyche, Kultur, Berufliches und Soziales dar. Als Ergebnis der Untersuchung hält der Autor fest, dass eine überwiegend linguistisch orientierte Übersetzerausbildung, wie sie derzeit noch an vielen Universitäten praktiziert wird, nicht den Erfordernissen des translatorischen Handelns im Kontext des kommunikativen Handelns entspricht und dass, um den Anforderungen dieses Berufes gerecht zu werden, verstärkt die Richtung einer kulturtransfer-orientierten Kommunikationswissenschaft eingeschlagen werden sollte. Die vorliegende Untersuchung ist nicht nur gedacht für den Studienanfänger der Übersetzungswissenschaften, der hier erfahren kann, mit welcher Realität er im Studium konfrontiert wird, auch nicht nur für Dozenten und Professoren, für die die Ergebnisse dieser Untersuchung ein „Wink mit dem Zaunpfahl“ sein müssten, sondern auch für die Politiker, die letztlich über die Berufung von Hochschullehrern zu entscheiden haben. Auch sie sollten durch diese Untersuchung Denkanstöße und Entscheidungshilfen bekommen.