Inselexistenz
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Als Band 21 ihrer Veröffentlichungen legt die Stadtbibliothek Ulm eine Auswahl der Briefe und Aufzeichnungen von Herbert Wiegandt aus den Jahren 1935 bis 1945 vor. Der im Jahr 1914 in Ulm geborene Autor studierte zu Beginn dieses Zeitraums Philosophie bei Karl Jaspers in Heidelberg. Als dieser wegen seiner jüdischen Ehefrau im Jahr 1937 Lehrverbot erhielt, immatrikulierte sich Wiegandt in München. Gleich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er eingezogen. In den ersten Jahren war er in einem Feldlazerett in Tschechien und Russland tätig. 1944 wurde er als Angehöriger einer Infantriekompanie in Polen verwundet. Beim Einmarsch der Amerikaner war er in Bückeburg stationiert. Von dort aus machte er sich zu Fuß auf den Weg nach Ulm, wor er am 3. Mai 1945 eintraf. Wiegandt sah von Anfang an völlig illusionslos, wohin die Dinge führten. Mit dem Ausdruck „Inselexistenz“ hat Herbert Wiegandt eine treffende Metapher gefunden für die Art und Weise, wie diejenigen, die den Bund mit dem Ungeist ablehnten, leben und arbeiten konnten. Die Inseln, das waren die kleinen Kreise von Gleichgesinnten, mit denen allein noch eine humane Verständigung möglich war, anfangs vor allem die Schüler von Karl Jaspers. Spätestens seit Ausbruch des Krieges waren solche Inseln mehr und mehr bedroht. An ihre Stelle trat als letzter Halt die gelegentliche Begegnung mit Einzelnen gleicher Gesinnung, die aber oft unausgesprochen bleiben musste.