Die Euro-Flagge über der Festung Europa
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Jede Dekade nach dem Zweiten Weltkrieg brachte einen neuen Versuch hervor, europäische Identität zu stiften, sie mit Institutionen zu befestigen, gleichzeitig aber einer Verarmung an Individualität, dem Mutterboden des »Wunders des Abendlandes«, zu wehren. Im Maastricht-Vertrag bauten fünfzehn Staaten noch einmal auf das Europa der Vaterländer: in den Bereichen Außen- und Sicherheitspolitik, Innen- und Rechtspolitik. Elf Staaten unter den fünfzehn sprengten aber in einem wichtigen anderen Bereich ihren Souveränitätspanzer auf: sie entsagten der Ausübung ihrer Geld- und Währungshoheit zugunsten eines vorrangigen gemeinsamen Zieles und einer supranationalen, autonomen Sonderorganisation. Die Währungsunion »krönte« indes keine Wirtschaftsunion und erst recht keine Politische Union. Allerdings drängt sie zu weiterer Vertiefung der Integration. Der Wachstums- und Stabilitätspakt mag Vorbote der Wirtschaftsunion sein. Währungsunion erzeugt darüber hinaus Schicksalsverbundenheit und verlangt Problembewältigung im Geist einer europäischen Wertegemeinschaft, einer politischen Union. Von Zweckmäßigkeitsüberlegungen bestimmte Regelungen haben Europa weit vorangebracht. Nun ist es an der Zeit, das Erreichte im politischen Willen zu verankern. Ihn zu artikulieren ist Sache des Volkes. Fürwahr, viele Gelegenheiten haben die Völker Europas noch nicht gehabt, die Integration normativ zu gestalten und in freiem Entscheid gutzuheißen, das deutsche Volk am allerwenigsten!