Exil als Praxis - Heimatlosigkeit als Perspektive?
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„In Wahrheit habe ich als Frau kein Land“ heißt es in dem Essay „Drei Guineen“ von Virginia Woolf aus dem Jahr 1938. Auch wenn Woolfs Formulierung einer weiblichen „Landlosigkeit“ nicht bruchlos auf konkrete Exile zu übertragen ist, so stellt sich doch die Frage, wie sich aufgrund der marginalen gesellschaftlichen Position von Frauen die unterschiedlichen Situationen von Frauen und Männern in Texte des deutschsprachigen Exils nach 1933 einschreiben. Vor dem Hintergrund dieser Überlegung wird die Gestaltung von Exil und Heimatverlust in Romanen von Irmgard Keun, Alice Rühle-Gerstel, Adrienne Thomas, Christa Winsloe und Annemarie Schwarzenbach verfolgt. Erzählen diese fünf Autorinnen, die sich alle in den Weimarer Jahren mit der Geschlechterfrage beschäftigten, andere Geschichten über Heimatverlust und Exil als Kollegen und Kolleginnen, die das „Frauenproblem“ nicht interessierte? Entwerfen sie eine Praxis jenseits traditionell männlicher Erzähl- und Widerstandsformen und entsprechender nationaler und ideologischer Bezugsräume? Entlang dieser Fragen und mit Blick auf neuere Positionen der Gender Studies zeigt die Studie, dass die Romane nicht allein als historische Zeugnisse zu würdigen sind, sondern auch aktuelle Diskussionen um Nation, Heimat und Identität bereichern können.