Die Iwakura-Mission
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Die gewaltigen Umwälzungen, die Japan seit der Mitte des 19. Jahrhunderts erfuhr, gelten geradezu als Musterbeispiel für einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufstieg, wie er sich bis dahin noch nie in einem Land außerhalb Europas mit derartiger Konsequenz vollzogen hatte. Der Westen rieb sich erstaunt die Augen. Was waren die Gründe, welches die Motivation für diesen raschen und effektiven Wandel? Breite Bildung der Bevölkerung, Ansätze zu einer frühen Industrialisierung, zunehmende Bewegung innerhalb der ständischen Gesellschaftsordnung mag die eine, der Druck ausländischer – westlicher – Mächte die andere Ursache dafür sein. Daß in allen Fällen die geistige Auseinandersetzung zwischen Japan und dem Westen eine wesentliche Rolle spielte, ist heute unbestritten. Die Reise der „Iwakura-Mission„ in den Westen in den Jahren 1871/1873 muß hier als ein besonderes Schlüsselereignis in Japans Neuerer Geschichte gesehen werden; denn hier setzen ganz offensichtlich Weichenstellungen und entscheidende Reformen ein: eine aus fünf Regierungsmitgliedern bestehende diplomatische Mission unter der Leitung des „Staatskanzlers zur Rechten“ IWAKURA Tomomi (1825–1883) bereiste zwölf westliche Vertragsstaaten zu politischen Gesprächen und zum Studium abendländischer Errungenschaften aus erster Hand. Im Bewußtsein der Bedeutsamkeit dieser politischen Mission wurden die Erkenntnisse der Reise dokumentarisch festgehalten. Der bekannte, damals noch junge Historiker KUME Kunitake (1839– 1931) im Stab des Botschafters verfaßte als Chronist dieses Unternehmens ein eindrucksvolles, reich illustriertes Werk, das auch den drei deutschsprachigen Ländern – dem damaligen Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und der Schweiz – ausführlich Raum gewährt. In diesem heute als Geschichtsdokument ersten Ranges hoch geschätzten und nun schon in Japan seit zwanzig Jahren sogar als Taschenbuch einer breiten Leserschaft zugängliche Werk werden alle Erlebnisse und Erfahrungen, die den jungen japanischen Intellektuellen auf ihrer großen Auslandsreise widerfuhren, technischer Fortschritt und politische Verhältnisse, Stimmungen und Fakten aufmerksam und akribisch festgehalten. Teils diente das Buch als Rechtfertigung für eine dermaßen lange Reise, vor allem aber als Ansporn für die noch zaghaften Regierungskollegen an der Macht, im Beschreiten des Weges zu einem modernen Staat nicht locker und sich durch nichts entmutigen zu lassen. Japan würde den Anschluß an den Westen schaffen... Der Leser in Europa – in Deutschland, in Österreich sowie der Schweiz – wird sich von dieser Aufbruchsstimmung jetzt ein faszinierendes Bild machen und zudem in den Kommentaren des japanischen Chronisten seine eigenen Länder in einem bisweilen liebenswürdigen, bisweilen aber auch höchst kritisch-strengen Spiegel wiederfinden können. Der Anhang des Buches enthält u. a. viele, bisher unveröffentlichte Dokumente, eine Chronologie sowie einen umfangreichen Personen- und Ortsnamen-Index.