Welfisch? Staufisch? Babenbergisch?
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Der ‚Herzog Ernst von Baiern' war über Jahrhunderte hinweg bekannt; in einer Reihe mittelalterlicher Dichtungen wurde die dramatische Geschichte seines Sturzes, seiner jahrelangen Abenteuer in fernen, phantastischen Gegenden, seiner Kreuzfahrt und Buße am Heiligen Grab und die anschließende Versöhnung mit seinem Stiefvater Kaiser Otto sowohl in deutscher als auch in lateinischer Sprache mehrfach wiederaufgegriffen. Die historische und literarische Einordnung insbesondere der frühen deutschen Herzog-Ernst-Dichtungen ist aber bisher sehr widersprüchlich gewesen. Anhand der neuesten Forschungsergebnisse und mit Hilfe der Untersuchung des mittelalterlichen ‚Stadt'-Wortwandels und seines Niederschlages in den Texten ist es in der vorliegenden Arbeit gelungen, die Entstehungsgeschichte der mittelalterlichen Herzog-Ernst-Fassungen zu erhellen bzw. neue interessante Gesichtspunkte beizubringen. Dabei hat sich gezeigt, daß der Herzog mit Namen ‚Ernst' zunächst eine staufisch-babenbergische Identifikationsfigur abgegeben hat und (entgegen bisheriger Forschungsmeinung) erst im 14. Jh. mit den Welfen in Verbindung gebracht worden ist, als - nach dem Aussterben der Babenberger - Elemente aus der Dichtung in den Sagenkreis um Heinrich den Löwen aufgenommen wurden und der Name ‚Ernst' zu einem Leitnamen der Welfen wurde. Der auf dem Umschlagbild dargestellte ‚Ernst der Jüngere' (gest. n. 1137) ist der letzte babenbergische Träger dieses Namens. Er ist damit vielleicht ein Nachfahre des Vorbildes der literarischen Figur.