Kino und Stadt
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Das Kino taucht zu jenem Zeitpunkt in den europäischen Großstädten auf, als deren Wandel zu bis dahin einzigartigen Agglomerationen von Menschen und Produktion ihren Höhepunkt erreicht. Die 'neuen' Städte verlangen in erster Linie 'Körperdisziplin', wie das auch in ihren Segmenten, den Unternehmen, Verwaltungszentralen oder Kasernen eingeübt und verlangt wird. Und 'Körperdisziplin' meint vor allem die Unterordnung unter das rigide Zeitmanagement der industrialisierten Ökonomie, die auf den Stadtraum bezogen das Ausführen 'reibungsloser' und möglichst 'störungsfreier' Bewegungen verlangt. In mehrfacher Beziehung läßt sich das Kino als Verlängerung wie als Ausgleich für diese Anforderungen der modernen Städte und des modernen Großstadtlebens deuten. Das Kino verlängert die städtische Ordnung, indem es den bis dahin am meisten disziplinierten und passiven Zuschauer verlangt, zugleich aber entschädigt es diesen mit einem ebenso weitreichenden Angebot, diese den Alltag bestimmende Ordnung zu verlassen. Stadt und Kino werden wechselseitig aufeinander bezogen und jeweils aus diesem Verhältnis heraus entworfen, wobei davon ausgegangen wird, daß sich Kontinuitäten und Zäsuren auf beiden Seiten dieser Konstellation zeigen. Ausgehend von der Auffassung des Kinos als einer Situation werden im Folgenden 'klassische' Situationen, über deren Bedeutung als Kino breiter Konsens herrscht, berücksichtigt, ebenso wie 'alternative', die ihrerseits ausgehend von diesem Konsens ihre Reform- und Störaktionen verorten und definieren. Das reicht vom – am räumlichen Konzept des klassischen Kinos noch orientierten – 'Reformkino' zu weitgehend davon abstrahierten Situationen, wie Valie Exports 'Tapp- und Tastkino'.