Teasing narratives

Teasing Narratives trägt einen doppeldeutigen Titel: Von Verführung erzählende und dabei den Leser verführende Texte sind Gegenstand dieses Buches; das textanalytische ‘Kratzen’ an der Oberfläche der Verführungsgeschichten, bis sie ihre narrative Struktur freigeben, ist das Verfahren, mit dem das Buch operiert. Im Mittelpunkt der Studie stehen Verführungsgeschichten aus dem 19. und 20. Jahrhundert: „Le Rouge et le Noir“ von Stendhal (1830), „La Regenta“ von Clarín (1884/85), „Casanovas Heimfahrt“ von Arthur Schnitzler (1918) sowie „The Monkey“ (1934) und „Ehrengard“ (1962) von Isak Dinesen. All diesen Texten ist gemeinsam, daß das „Goldene Zeitalter“ des Verführers längst vorbei ist, so daß sich die männlichen wie auch die weiblichen Helden regelrecht an ihren klassischen Vorbildern abarbeiten müssen. Die Texte deuten Konstellationen an, die nicht eingelöst werden können, sie erwecken Erwartungen beim Leser, die enttäuscht werden müssen. Was passiert, wenn ein Verführer an seiner Rolle scheitert? Was geschieht, wenn das Objekt der Verführung sich effektiv wehrt oder gar zum Gegenangriff ausholt? Wie gehen die Verführungsgeschichten mit ihren Vorbildern aus der ‘klassischen’ Epoche um? Wie kann ein scheiternder Verführer Held eines den Leser erfolgreich verführenden Textes sein? Was muß man sich unter LeserVerführung eigentlich vorstellen? Dies sind einige der Hauptfragen, mit denen sich Teasing Narratives, ein Buch über die Verlockung und ihre Analyse, auseinandersetzt.