Misstrauen als Folge der Individualisierung
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Kerstin Ratzke befasst sich in ihrem vorliegenden Buch mit dem – ganz alltäglich in der Erfahrung eines jeden vorkommenden – Phänomen des Misstrauens und der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung einer misstrauischen (Grund-)Haltung. Kerstin Ratzke fragt nach den sozialen Folgen des als Individualisierung beschriebenen Modernisierungsprozesses und versteht Misstrauen als eine Konsequenz der mit dieser Entwicklung verbundenen Anforderungen an das Individuum: Mit dem Zerfall sozial-moralischer Milieus schwinden Verlässlichkeiten; es entsteht Unsicherheit sowohl in struktureller Hinsicht als auch in zwischenmenschlichen Beziehungen und allgemein der Interaktion der Menschen untereinander. Daran anknüpfend entwickelt sich in der Folge auch Misstrauen. Der mit dem Modernisierungsprozess verbundene Mangel an Vertrautheiten und Verlässlichkeiten kann für das Individuum auch nicht durch die Institution Wohlfahrtsstaat und durch ihn bereitgehaltene Leistungen kompensiert werden. Misstrauen entpuppt sich vielmehr als eine umfassende existentielle Verunsicherung und ein gesamtgesellschaftliches Orientierungsdilemma.