Volkskunde und evangelische Theologie
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Die sich nach 1900 formierende akademische Volkskunde gehörte einer reformorientierten, konservativen Aufbruchstimmung an. Ihre Ideen und Programme zählen zu den bürgerlichen Verarbeitungsstrategien der als Krise erlittenen, beschleunigten Modernisierungs- und Rationalisierungsprozesse dieser Zeit. Dies gilt auch für jene „Bewegung“, die sich in Folge der 1907 gegründeten Zeitschrift „Die Dorfkirche“ bildete. Die gemeinsamen Erfahrungen führten zu Übereinstimmungen von Interessen und Problemen zwischen volkskundlich orientierten Theologen, heimatpflegerisch ausgerichteten Pfarrern und den an Religion interessierten Volkskundlern. So entstanden vergleichbare Deutungsansätze des gesellschaftlichen Wandels. Die vorliegende Studie weist nach, dass nicht allein volkskundliche Einwirkungen auf die protestantische Theologie stattfanden und ihre normativ-theologischen Programme eine durch Theologen betriebene „religiöse Volkskunde“ prägten. Im Gegenzug übte die evangelische Theologie einen wesentlichen Einfluss auf die Ausbildung spezifischer Themenbereiche, Theoreme und Paradigmen der akademischen Volkskunde aus.