Michel Foucaults politische Analytik
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Politische Ordnung basiert nicht aufgrund eines rationalen Gesellschaftsvertrages bzw. einer intersubjektiv geteilten Güterhierarchie. Vielmehr bestimmen seit Jahrhunderten unzählige Zirkel aus historischen Komplexen von Wissen und Macht die politik-ökonomische Ordnung westlicher Gesellschaften - dies ist die Grundthese des französischen Denkers Michel Foucault. Stefan Kahl unterzieht die macht- und erkenntnispolitischen Schriften des rigorosen „Anti-Hobbes“, sowie seine bisher unveröffentlichten Vorlesungen zur Politischen Ökonomie, einer kritischen Analyse. Dabei stellt er besonders die Bedeutung historischer Raum-Zeit- Diskurs Kontinua für ein tiefgründiges Verständnis von Politik und Ökonomie heraus. Der Autor interpretiert Foucault nicht als einen politischen Philosophen, Wissenschaftstheoretiker oder gar Ethiker. Vielmehr diskutiert er - mit einem Blick auf die Foucault-Kritiker Jürgen Habermas, Charles Taylor und Michael Walzer - dessen eigensinnige politische Analytik, die sich ständig in ihrer postmodernen Denkhaltung jeglicher Katalogisierung zu entziehen versucht. Diese spezifische Analytik fügt der Politischen Philosophie kein weiteres Denksystem hinzu. Auch will sie keine politische Normen für eine postmoderne Differenzpolitik liefern. Vielmehr zerlegt sie in spannender und subversiver Manier bisher dominante politische Denkkategorien, wie diejenige des Staates, der Gesellschaft, der Gemeinschaft etc. in ihre macht- und wissenspolitischen Elemente. Inwieweit Foucaults Zerstörung von politischen Evidenzen und Universalien den Raum für ein postmodernes Zusammendenken von Politik und Ökonomie eröffnet, steht im Mittelpunkt der Arbeit. Hier sind die vom Autor im Pariser Foucault-Archiv exklusiv eingesehenen, noch unveröffentlichten Vorlesungen Foucaults zum deutschen Ordoliberalismus der Freiburger Schule (Walter Eucken, Alexander Rüstow, Wilhelm Röpke) und dem us-amerikanischen Neoliberalismus der Chicagoer Schule (Henry Simons, Milton Friedman, Gary Becker) ein gewichtiger Forschungsbeitrag. Schließlich zeigt der Autor anhand einer nuancierten und bisher nicht geleisteten Kritik dieser Vorlesungen, die um Foucaults These von der bundesrepublikanischen „Unternehmergesellschaft“ und der us- amerikanischen „Optimierungsgesellschaft“ kreist, die Möglichkeiten und Grenzen seiner spezifischen Analyseperspektive der „Gouvernementalität“ im Verhältnis zur zeitgenössischen Politischen Theorie auf. Dabei steht immer die Bewertung von Foucaults eröffneten Quer-Perspektiven auf unser liberaldemokratisch bzw. neomarxistisch geprägtes Bild vom politik-ökonomischen Gesellschaftsspiel im Fokus der Untersuchung.