Gesandte, Schreiber, Akten
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Die eidgenössische Tagsatzung, welche Ende des 14. Jahrhunderts entstand, ist für die spätmittelalterliche Eidgenossenschaft einziges überregionales Forum zur Konfliktregelung und zur Lösung von zwischenörtlichen Problemen. Für die ältere Forschung galt die Tagsatzung als staatliche Institution und demokratische Vorform heutiger Parlamente. Nach einer eingehende Diskussion dieser Mythenbildung des 19. Jahrhunderts, bedingt durch die nationale Geschichtsschreibung und durch die Edition der eidgenössischen Abschiede, werden in diesem Buch Gesandte, Boten und Stadtschreiber erstmals unter kommunikationshistorischen Aspekten als politische Akteure beschrieben, welche die Tagsatzungen immer wieder neu und oft ad hoc konstituierten. Die Studie benennt die einzelnen Aktionsfelder der diplomatischen, politischen und lokalen Kommunikation, zeigt Auswertungsmöglichkeiten auf und untersucht die Funktion der Schriftlichkeit in der kommunikativen Praxis anhand einzelner Fälle und in der längeren Entwicklung des Spätmittelalters. Auf den Tagsatzungen entstand im Verlauf des 15. Jahrhunderts immer mehr Schriftlichkeit in Form von Urkunden, Abschieden und Briefen. Steigende Bedürfnisse nach Verbreitung und Benutzung von politischer Information, der Wandel von Herrschafts- und Verfahrenswissen, der zunehmende Gebrauch von Schriftlichkeit und neue Verhandlungsthemen bzw. neue politische 'Agenden' veränderten das politische System wie auch die Schriftproduktion wechselseitig und ständig. Der Autor hebt hervor, dass das politische Handeln neben der zunehmend wichtigen Schriftlichkeit durch Körpersprache, Rituale und Kleidung in einem plurimedialen Umfeld stattfand.