Katholizismus in der DDR-Gesellschaft 1960 - 1990
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Um die „katholische Kultur“ in Ostdeutschland, um ihren Wandel und ihre Konstanz, geht es in diesem Buch. Es geht um die Deutungsmuster, Vorstellungen und Symbole sowie Selbstdeutungen und Selbstbilder, die im DDR-Katholizismus zwischen 1960 und 1990 virulent waren. Insofern hebt sich das Buch von politikwissenschaftlichen oder rein kirchengeschichtlichen Betrachtungsweisen ab, die sonst in der Erforschung des ostdeutschen Katholizismus dominieren. Die Beschreibung der „Innenansichten“ des ostdeutschen Katholizismus zeigt, wie sich seit den 60er Jahren grundlegende Wandlungen in seinem Normen- und Symbolhaushalt vollzogen. Erkennbar sind eine beschränkte positionelle Pluralität sowie die Ausfächerung und gestiegene Akzeptanz verschiedener Lebensstile. Flankiert werden diese Entwicklungen durch soziale und bildungsmäßige Aufstiegsprozesse von Katholiken. Das traditionale katholische Bildungsdefizit ist in der Endzeit der DDR bei jüngeren Katholiken nicht mehr zu finden; das zeigte sich an der überproportionalen Repräsentanz von Katholiken in politischen Ämtern und Gremien nach 1990. Im ersten Teil der Arbeit kommen grundlegende Begriffe und Modelle zur Sprache, die sich mit Folgendem auseinandersetzen: die Rolle der Religion in der DDR, das Verhältnis von DDR-Gesellschaft und Modernisierung, gegenwärtige Trends in der Katholizismusforschung und der theologische Rezeptionsbegriff. Der zweite Teil bietet ein Rahmengerüst für die Auseinandersetzungen um das II. Vatikanische Konzil im DDR-Katholizismus. Ziel ist es, die mit der Konzilsrezeption verbundene „verborgene Konfliktgeschichte“ zu erhellen. Im dritten Teil werden die für den ostdeutschen Katholizismus zentralen Themenfelder und Diskurse von Ehe/Familie, Gemeinde/Diaspora und die zentralen Priesterbilder beschrieben und analysiert. Sie bildeten den „Lebenshorizont“ der Katholiken in der DDR. In oder an ihnen formte sich die katholische „Kultur“.