Stadt-Diskurse in den "Aufzeichnungen über das Prosperieren von Tōkyō" (Tōkyō-hanjō-ki)
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Im Schrifttum des modernen Japan existiert ein umfangreiches und vielfältiges Textkorpus zu Tôkyô. Auffällig ist dabei, dass Tôkyô nicht nur als Bühne für literarische Handlungen oder als Projektionsfläche dient, um Fragen der Architektur, des Städtebaus und des städtischen Gemeinwesens zu thematisieren, sondern auch in der Diskussion um die Rolle des Nationalstaates und die Folgen der Modernisierung für Japan großen Raum einnimmt. Da Tôkyô sowohl die Funktion der Hauptstadt zu erfüllen hat als auch wie jede Stadt ein sozialer Raum ist, bewegen sich Repräsentationen von Tôkyô im Spannungsfeld der Konstruktion von nationalstaatlichen und lokalen Identitäten. Darin eingebunden ist der Diskurs über die (National)-Geschichte, d. h. die Produktion kollektiver Gedächtnisse, sowie um (individuelle) Erinnerungen. Insofern lassen sich in Tôkyô-Texten einerseits Beteiligung an der Konstruktion von Leitbildern für Tôkyô ablesen, die staatlichen Repräsentationszwecken dienen, und andererseits Widerstand gegen solche Bilder. Dieser Zusammenhang lässt sich exemplarisch nachweisen an den Tôkyô hanjô ki (Aufzeichnungen über das Prosperieren), einer Gattung des topographischen Schrifttums, die im Mittelpunkt der vorliegenden Publikation stehen.