"La verdadera historia es el olvido"
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In der historischen Erzählliteratur Mexikos hat sich mit der Memoria in den letzten 20 Jahren ein polyphones Geschichtskonzept herausgebildet, das die kulturellen Identitätsentwürfe des Magischen Realismus und der staatstragenden Geschichtsschreibung nachhaltig unterminiert hat. Soziale Amnesie, historisches Trauma, Leidgedächtnis und Memorizid gehören zu der Vielfalt von Begriffen, an denen sich das diskurskritische Potenzial dieser Denkfigur erweist, deren verstärktes Aufkommen eng mit der Frage verbunden ist, wie sich die Präsenz des Anderen in Geschichte und Erinnerungskultur des Landes eingeschrieben hat. Anhand der Formenvielfalt der Memoria-Konzepte in vier Romanen – „Memorias del Nuevo Mundo“ von Homero Aridjis, „Noticias del Imperio“ von Fernando del Paso, „El desfile del amor“ von Sergio Pitol und „Llanto. Novelas imposibles“ von Carmen Boullosa – zeigt die vorliegende Studie, wie über die Poetologie der Memoria eine metafiktionale und ethische Auseinandersetzung mit den Diskurspraktiken einer Geschichtsverarbeitung erfolgt, die sich vor der Folie der tiefgreifenden Pluralisierungs- und Demokratisierungsprozesse des kulturellen Diskurssystems in Mexiko hat neu orientieren müssen.