Diskursive Konstruktion Europas
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Durch den Beitritt der zehn neuen Mitgliedsländer, den Europawahlkampf 2004, aber auch im Zuge von Abgrenzungsbemühungen gegenüber den USA hat 'Europa' als Schlagwort und Kampfbegriff eine unerhörte Konjunktur erfahren. Das 'Europa der Fünfundzwanzig' wird inszeniert als Insel der Seligen im Tosen geopolitischer Verwerfungen, aber auch als zukünftige, moralisch überlegene Weltmacht. Die Europäische Union als 'Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts' wird dabei weniger durch die Gemeinsamkeiten seiner Mitglieder getragen als durch die Auseinandersetzung mit 'anderen' und 'anderem'. Diesem notwendigen Außenbezug des europäischen Selbstverständnisses geht Clemens Benedikt in seiner minutiösen Analyse von EU-Dokumenten zu Migration und Entwicklungspolitik auf den Grund. Wo 'Migration' und 'Mobilität' eigentlich das Gleiche meinen, aber nicht allen Menschen in gleicher Weise zugestanden werden, wo das Bild von an den Grenzen der europäischen 'Geberländer' anbrandenden 'Migrationsströmen' und 'Flüchtlingswellen' gezeichnet wird, reproduziert sich nach Benedikt eine Europäische Union, die stärker noch als die alten Nationalstaaten auf die Vorstellung 'äußerer' Herausforderungen und 'Bedrohungen' angewiesen ist, um eine eigene Identität behaupten zu können.