Biosemiotik
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Das Grundprinzip der Peirce’schen Semiotik ist die Kontextabhängigkeit der Bedeutung aller Strukturen. Damit sind Dynamik, Interaktivität, die Wechselwirkungen innerhalb jedes Systems zentrale Elemente. Eben dies sind auch die grundlegenden Charakteristika des lebenden Organismus. Damit ist dieser Ansatz prädestiniert für seine Anwendung in den Biowissenschaften. Dennoch war diesem Unterfangen bisher kein großer Erfolg beschieden. Das nur langsame Vorankommen semiotischer Prinzipien in den Biowissenschaften mag möglicherweise - neben einer immer noch ausgeprägten Tendenz zur Isolation zwischen Natur- und Geisteswissenschaften - damit zusammenhängen, dass bisher zu wenig auf die Relevanz der Semiotik für die Biowissenschaften und möglichen Nutzen dieses theoretischen Ansatzes für die praktisch-wissenschaftliche Arbeit hingewiesen wurde. Hier will das Buch eine Lücke zwischen natur- und geisteswissenschaftlichen Positionen verkleinern. Zur gegen-seitigen Information von Interessierten der ver-schie-denen Fachbereiche die-nen einführende Darstellungen, Beiträge zu allgemeineren As-pek-ten der Biosemiotik und zu speziellen Anwendungsgebieten. Ebenso finden sich entsprechende Beiträge aus dem Bereich der zoologischen Systematik. Die Praxisrelevanz der Semiotik wird bei-spiel--haft am Problem des „morphologischen Merkmals“ demonstriert. Die semiotische Be-trach-tungs-weise zeigt, dass Morphologie an sich keinesfalls mit Typo-logie gleich-zusetzen ist, und dass die eigentlichen Probleme bei der Verwendung mor--pho--lo-gischer und molekularer Merkmale die gleichen sind. So werden implizit einige An-sprüche der Molekularbiologie relativiert, die oft als neues Paradigma der Biologie propagiert wird, und deren Methoden als überlegen dargestellt werden.