Männerwaffe Frauenkörper?
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Der bewusst gewählt laute Titel „Männerwaffe Frauenkörper?“ steckt die Pole einer Debatte ab, die medial gleichermaßen provokant wie auch abzulehnend geführt wird. Claudia Brunner hat genau dort hingesehen, wo nur schwer der Blick draufzuhalten ist. Seit dem Jahr 2002 sind vermehrt auch Frauen im israelisch-palästinensischen Konflikt reale und potenzielle Selbstmordattentäterinnen. Diese Tatsche hat internationale Aufmerksamkeit erregt und kontroverse Debatten ausgelöst. In erster Linie Verstörung darüber begleitet den „überanalysiertesten Konflikt der Welt“ (John Bunzl), dass Frauen in einem politischen Kontext Gewalt ausüben. Frauen erscheinen aus „westlicher“ Perspektive als patriarchal unterdrückte Instrumente männlicher Interessen; demgegenüber wird in jenen arabischen Quellen, die im „Westen“ rezipiert werden, häufig die Verkörperung von national bzw. religiös konzipierten Idealen sich aufopfernder Weiblichkeit in den Mittelpunkt gerückt. Claudia Brunner dekonstruiert schlüssig, fundiert-differenziert und stilsicher verschiedene mediale Diskurse und wissenschaftliche Zugänge, die dieses neue Phänomen zu erklären beanspruchen. Die Autorin zeigt eindringlich, dass die Reduktion auf die „Frauenfrage“, bei der viele dieser Texte verbleiben, nicht ausreicht, um den Zusammenhang von Gewalt und Geschlecht zu erörtern. Vielmehr bedarf es eines Verständnisses von Geschlecht als analytischer Kategorie, damit nicht nur etwas über palästinensische Frauen gesagt werden kann, sondern auch über jene internationale Ordnung, in der diskursiv verhandelt wird, was als legitim oder illegitim, als rational oder irrational und damit auch als „männlich“ oder „weiblich“ zu gelten hat.