Intuition, Reflexion, Motivation
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Inhaltlich fasst die Darstellung zwei nur scheinbar disparate philosophische Themengebiete zusammen. Die kritische Analyse der Methodendiskussion in der Medizinethik und Diskussionen der antiken Philosophenschulen sind allerdings in systematischer Hinsicht verwandt. In der antiken Philosophie findet man - unabhängig von den gravierenden Unterschieden der verschiedenen Philosophenschulen - einen Begriff evaluativer Erfahrung, in dem kognitive, motivationale und reflexive Aspekte verbunden sind. An diese Tradition konsequent anzuknüpfen - so die Grundthese des vorliegenden Buches - wäre ein Gewinn nicht nur für die Medizinethik und die philosophische Ethik. Im Bereich der Angewandten Ethik folgt die Berufung auf einen reichhaltigen Begriff evaluativer Erfahrung dem dringenden Bedarf an praktischer Orientierung durch die Ethik. Vorurteile der philosophischen Ethik verhindern bisher nur allzu oft einen konstruktiven Umgang der Philosophie mit diesem Bedürfnis. Einen den Handelnden in seiner Situation orientierenden Erfahrungsbegriff findet man dagegen in der antiken Philosophie in verschiedenen Ansätzen ausgearbeitet. Die dominierende Tendenz der neuzeitlichen Ethik beruht demgegenüber auf unterschiedlichen Strategien, das Konzept ethischer Erkenntnis zu verarmen. Auf konkrete praktische Herausforderungen sollte die philosophische Ethik heute daher - kurz gesagt - mit einer Rehabilitierung des Intuitionismus reagieren. Die vorliegende Untersuchung versucht hierzu einen Beitrag zu leisten.