Die Flensburger Kreisbahnen
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Im Angelner Land eröffnete der Landkreis Flensburg 1885 zwischen Flensburg und Glücksburg eine meterspurige Nebenbahn, die in der Entwicklung des deutschen Kleinbahnwesens richtungsweisend war. Ihr Schöpfer Emil Kuhrt hatte mit ihr seine Ideen einer Minimierung von Bau und Betrieb verwirklicht, und diese Grundsätze flossen maßgeblich in den Entwurf des späteren preußischen Kleinbahngesetzes ein. Der Hauptzweck der 1886 bis Kappeln verlängerten „Kreis-Eisenbahn Flensburg-Kappeln“ bestand darin, der Bevölkerung einen Anschluß an die „große weite Welt“ zu bieten. Trambahnartige Dampflokomotiven und kleine zweiachsige Wagen bestimmten das Geschehen auf der anfangs 49,5 km langen Nordstrecke, die windungs- und steigungsreich überwiegend auf öffentlichen Straßen verlief. Nach langjährigem Ringen begann 1901 der Bau der als Kleinbahn konzessionierten, 43,9 km langen und 1901/02 schrittweise eröffneten Südstrecke vom großzügig erweiterten Flensburger Kreisbahnhof über Satrup nach Rundhof. In Satrup schloß sie an die normalspurige Schleswiger Kreisbahn und in Sörup an die Kiel-Eckernförde-Flensburger Eisenbahn an. Nach der Umkonzessionierung der Nordstrecke zur Kleinbahn firmierten beide Strecken ab 1901 als „Kleinbahnen des Kreises Flensburg“ bzw. „Flensburger Kreisbahnen“, doch liefen die Fahrzeuge der Südstrecke vorerst noch mit ihrem eigenen Nummernschema und der Aufschrift „Flensburg-Satrup-Rundhof“. Erst ab 1907 wurden beide Strecken gemeinsam verwaltet und abgerechnet. Vor dem 1. Weltkrieg blühten die Kreisbahnen auf. Der Fremdenverkehr zu den Küstenorten nahm zu und im Umfeld der vorwiegend durch Gastwirte betreuten Stationen ließen sich etliche Gewerbebetriebe nieder, so daß auch der Güterverkehr rasch anwuchs. Hauptfrachtkunden waren u. a. Landwirte, Meiereien, Fleischverarbeitungsfabriken und Ziegeleien. Zu einem wichtigen, betrieblich hochinteressanten Umschlagplatz entwickelte sich der am Kappelner Hafen gelegene Übergangsbahnhof zur Eckernförder und zur Schleswiger Kreisbahn. Der Streckenverlauf war dem Verkehrsaufkommen bald nicht mehr gewachsen, und so wurde die Nordstrecke 1911-15 teilweise neu trassiert, so daß ihre Länge nun 51,5 km betrug. Kriegsfolgen, Inflation, Weltwirtschaftskrise und der Status als Grenzkreis machten dem armen Landkreis zu schaffen. Mitte der 20er Jahre rationalisierte er mit Benzoltriebwagen und Heißdampflokomotiven den Betrieb und erneuerte den Oberbau der Südstrecke. 1925 nahm die Flensburger Straßenbahn auf dem lukrativen Abschnitt Flensburg – Glücksburg den elektrischen Verkehr auf, doch blieb ihre Linie 4 eine Episode. Bereits ab 1929 fuhren neben Elektrotriebwagen auch wieder Personenzüge der Kreisbahn bis Flensburg durch und 1934 wurde die Oberleitung demontiert. Die Südstrecke litt sowohl unter der Kraftwagenkonkurrenz als auch unter der Nähe der Kiel-Flensburger Bahn. Nach einer ersten Betriebseinstellung zum Jahresende 1936 erlebte sie im Juli 1937 wegen der schlechten Straßenverhältnisse eine kurze Renaissance, doch im Oktober 1938 kam für sie das Aus. Als Flensburger Kreisbahn überstand die Nordstrecke den Krieg, dann gab es auch für sie keine Rettung mehr. Der Bau der Nordstraße versetzte ihr den Todesstoß und zwischen August 1952 und März 1953 endete die stets vom harten Überlebenskampf geprägte Zeit der meterspurigen Kreiseisenbahn im Angelner Land.