Theologische Ethik zwischen Tradition und Modernitätsanspruch
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Manchmal werden wissenschaftliche Disziplinen von Turbulenzen heimgesucht, die in normalen Zeiten kaum vorstellbar sind. Im Endeffekt –so könnte man meinen – steht dann kein Stein mehr auf dem anderen, das alte Gebäude scheint nahezu abgerissen. Auf kein anderes theologisches Fach trifft dies in einem solchen radikalen Maß zu wie auf die klassische 'Moraltheologie'. Den eingreifenden Veränderungen der Lebensumstände durch die wissenschaftlich-technologische Kultur permanent ausgesetzt und unter der wachsenden Dominanz nicht-theologischer Ethiken hat die Moraltheologie eine tiefe, und wie wir meinen, fruchtbare Krise durchgemacht. Nicht nur sind die Themenbereiche der Ethik in den letzten vier Jahrzehnten förmlich explodiert, sondern die Ethik selber hat in einem vorhin fast unvorstellbaren Ausmaß expandiert und ist auf diesem Wege pluralisiert worden. So zu tun, als ob Alles beim Alten geblieben wäre, hätte den sicheren 'wissenschaftlichen' Tod bedeutet. Zahlreiche Moraltheologen haben die Herausforderung aufgegriffen. Mancherorts zu einer 'theologischen Ethik' mutiert hat die 'alte' Disziplin sich zu behaupten versucht, ist aber auch um weitgehende Selbstkorrekturen nicht herum gekommen. Wer alleine schon auf die deutschsprachigen Publikationen dieses Zeitraums schaut, wird feststellen müssen, dass hier wahrhaft Großes geleistet worden ist. Mit Sicherheit nicht zur Zufriedenheit Aller, aber zweifelsohne mit Hinweis auf den Erfolg einer wissenschaftlichen Selbstbehauptung im universitären und kulturell-politischen Milieu kann und muss diese Anstrengung positiv bewertet werden. Am Ende überwiegt dann doch die Kontinuität! Der mit dieser Festschrift Geehrte hat einen Löwenanteil an diesem Erfolg.