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Künstliche Paradiese

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Im 16. Jahrhundert beginnt nicht nur das Zeitalter der klassischen Utopien, seither werden auch spektakuläre Versuche unternommen, eine ideale Vorstellung von Welt und Gesellschaft im theatralen Modell zu realisieren. Die künstlichen Paradiese, die so entstehen, lassen die Vision einer besseren Welt sinnlich erfahrbar werden. Sie binden das Versprechen der Glückseligkeit an die Religion, die harmonische Entfaltung der Natur, die Fortschrittsverheissungen der Technik, die völkerverständigende Funktion neuer Medien oder die Erfüllung der Wunschträume vom grenzenlosen Konsum. Anders als die Utopien setzen sie dabei nicht auf überzeugende Worte, sondern auf eindrucksvolle Gebäude, prächtige Kulissen und überwältigende Schauspiele. Barocktheater, Landschaftsgarten, Weltausstellung und Filmpalast sind die Stationen dieser Geschichte, die im vorliegenden Band zum ersten Mal zusammenhängend untersucht werden. Die barocke Inszenierung setzt das Modell einer hierarchisch um den Souverän, die Realpräsenz Gottes oder die Offenbarungen der wahren Natur angeordneten Gesellschaft in Szene, der englische Landschaftsgarten das idealisierte Abbild der neuen liberalen Weltordnung, die Weltausstellung den verklärten Entwurf einer von Menschenhand erzeugten zweiten Natur, der Filmpalast schliesslich das Modell einer militarisierten Dienstleistungsgesellschaft mit geregelter Entgrenzung der Individualität. Entertainment und Politik gehen dabei eine Allianz ein, die das absolutistische Projekt kultureller Hegemonie unter den Vorzeichen des Medienzeitalters neu belebt.

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2005

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