"... dass die Macht an sich böse ist"
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Der im Buchtitel aufgegriffene Satz des Kulturhistorikers Jacob Burckhardt (1818-1897) ist sehr bekannt und wird gern zitiert. Er scheint aber aus dem Kontext seines Werkes heraus, seiner Zeit und des philosophischen Nachdenkens über Macht noch nicht sorgfältig interpretiert worden zu sein. Teil A der Untersuchung von Edelbert Richter ist ein erster Versuch dazu. Natürlich steht hinter seiner Beschäftigung mit Burckhardt ein gegenwärtiges Interesse, sogar ein sehr bedrängendes. Teil B stellt daher das sicher gewagte Unternehmen dar, Burckhardts Satz auf die Gegenwart anzuwenden, die politisch im Zeichen der Vorherrschaft einer Macht steht. Gewagt ist das deshalb, weil der Abstand zwischen damals und heute so groß ist, dass man das Wesentliche der Gegenwart womöglich gerade verpasst, wenn man sich an Burckhardt orientiert. Erstaunlicherweise stellt sich jedoch heraus, dass die Theorie, die hinter seiner Aussage steht, Punkt für Punkt auf die heutige Situation übertragen werden kann. Dass aber die Anwendung gerade der pessimistischen Züge seines Machtverständnisses auf die USA so weitreichend gelingt, liegt an der restaurativen Machtpolitik, die diese heute betreiben: Weil die USA hinter die Fragestellung, die über Burckhardt hinausgeht, zurückgefallen sind, bestätigen sie ihn. So ergänzen sich die theoretische, defensive, feinsinnige Weltverneinung von einst und die praktische, offensive, brutale Weltverneinung von heute mehr, als sie sich widersprechen.