Jenseits von Status und Expertise
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Nach dem auf Parsons zurückgehenden Kriterienkatalog einer 'richtigen Profession' kann die Soziale Arbeit nie über den Status einer Semi-Profession hinauswachsen. Anders in den handlungs- bzw. wirkungsorientierten Ansätzen: Hier liegt der Schwerpunkt auf der Frage, wie Professionalität durch die Akteure selbst hervorgebracht wird. Mit diesem zweiten Zugang wird nicht der ökonomische, ideologische oder wissenschaftliche Status einer Berufsgruppe in den Mittelpunkt gestellt, sondern die Kompetenz zur wissenschaftlichen 'Expertise' wird zum zentralen Bezugspunkt und damit die Standards, die eine 'Expertise' als praktizierte Professionalität ausmachen. Mit dieser Betonung der Handlungsmöglichkeiten und Bewältigungsstrategien im Kontext professionellen Handelns verbunden ist die Aufforderung, gesellschaftliche Kontexte, d. h. Widersprüche, Herrschaftsstrukturen und Machtverteilung wieder stärker in die Professionsdiskussion einzubeziehen; insgesamt also den Anschluss an eine kritische Gesellschaftstheorie zu finden. Damit ist eine dritte Gruppe von Arbeiten genannt: In ihnen wird das Feld professionellen Handelns als ein Raum kultureller Praxen und deren Interpretation verstanden, in dem historisch unterschiedliche Typen sich sowohl entsprechend ihrer jeweiligen Entstehungsbedingungen aufeinander beziehen als auch im Konflikt miteinander stehen. Der Sinn dieser Praktiken kann nur aus dem Kontext heraus verstanden werden und nicht mit extern angelegten normativen Maßstäben. Dieser 'dritte Ansatz' soll – durchaus mit Bezug oder in Verschränkung mit den anderen beiden – in diesem Heft verfolgt werden. Der Band enthält folgende SCHWERPUNKT-Beiträge: Michael Langhanky: Diagnostik – eine Kunst des Regierens; Manfred Kappeler: Vom Sozialstaat zum Präventionsstaat – Mit besonderer Berücksichtigung des Präventionsdenkens in der Sozialen Arbeit; Michael May: Was ist Soziale Arbeit? Ansatz einer alternativen Begriffsbestimmung; Jan Kruse: Reflektierte Subjektivität als Programm einer professionellen Kultur Sozialer Arbeit; Peter Szynka: Professionalität und die Kriterien für gute Arbeit bei Saul D. Alinsky; Peter Pantucek: Pseudoprofessionalisierung und Ambivalenz; Werner Brayer: Übersetzungsdienst Schnelsen – Mittler zwischen den Welten; FORUM-Beitrag: Reinhart Wolff: 1970 – 1975: In den Fängen totalitärer Traditionen – oder über den schwierigen Versuch, der Vergangenheit zu entkommen.