Stammzellenforschung: quo vadis?
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Wir leben in einer Welt der Umbrüche und Paradigmenwechsel. Ein heute noch gesichertes Wissen kann morgen schon angesichts des Fortschritts obsolet sein. Die Halbwertszeit des Wissens sinkt. Der Fortschritt in den Wissenschaften ist bahnbrechend und wird von vielen Menschen oft auch als bedrohlich empfunden. Die Grenzen menschlichen Wissens und Handelns werden immer weiter nach vorne geschoben, d. h., der Mensch ist in der Lage, immer mehr selbst zu gestalten. Häufig werden dabei die herrschende Ethik und Moral in Frage gestellt. Aus dieser Entwicklung ergibt sich die Notwendigkeit, über bisherige Normen und Einstellungen neu nachzudenken. An diese Entwicklung müssen die formellen Institutionen (Gesetze) angepasst werden. Hierbei gibt es keine einheitliche Meinung, weil es die eine Wahrheit nicht gibt. Wahrheit ist immer auch eine sehr subjektive Größe, die einem „trial and error-Prozess“ unterliegt. Daraus folgt „panta rhei“ (Heraklit), alles befindet sich in Bewegung und nichts bleibt so wie es ist. Dieses gilt auch für unser heutiges Weltbild. Das kann jedoch nicht heißen, dass in unserer komplexen Welt alles zur Disposition steht. Vielmehr ist es unerlässlich, gerade in der heutigen Zeit, einen festen Standpunkt zu haben. Wichtig ist hierbei jedoch zu bedenken, dass es keine Objektivität gibt. Vielmehr ist letztlich alles Denken und Handeln immer auch Ausdruck subjektiver Wahrnehmungen und subjektiven Erkennens. Wenn es schon nicht die eine Wahrheit gibt, so ist es wichtig, Toleranz zu üben. Die „Ringparabel“ in „Nathan der Weise“ von Lessing ist dafür beispielgebend. Dies gilt auch für die Stammzellenforschung. Es ist ein permanenter Such- und Entdeckungsprozess, wo nun die Grenzen liegen, menschliches Leben zu schützen. Dabei ist das Wissen nie endgültig, sondern immer nur vorläufig. Im Evolutionsprozess findet deshalb ein permanenter Diskurs statt, der nie zu einem Abschluss kommt, weil in der Evolution immer wieder neue Paradigmen entdeckt werden. Das Ziel des interdisziplinären Gedankenaustausches von Ökonomie, Kirche und Medizin an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth ist es, einer breiten Öffentlichkeit des Spannungsverhältnis zwischen dem medizinisch Machbaren und dem gesellschaftlich Erwünschten, dem gesetzlich Erlaubten, dem krichlich Gebotenen, dem ethisch Vertretbaren sowie dem ökonomisch Vorteilhaften aufzuzeigen. Es sollte im Rahmen dieser Veranstaltung ein Problembewusstsein für eines der brennenden Probleme unserer Zeit geschaffen werden.