Sowjetisches Erbe und ukrainische Nation
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Die Zaporoger Kosaken stehen heute im Zentrum des ukrainischen nationalen Diskurses. Der Kosak gilt als die Inkarnation des Ukrainers schlechthin. Er wird als Träger der nationalen Eigenschaften, der ukrainischen Volksseele verstanden. Darüber hinaus gilt ein Teil der Kosakenära als Goldenes Zeitalter der ukrainischen Geschichte: Im Versuch, eine Kontinuität ukrainischer Staatlichkeit bis zurück in die Zeit der mittelalterlichen Kiever Rus' herzustellen, wird das Hetmanat des 17. Jahrhunderts als ukrainischer Staat interpretiert. Das Museum der Geschichte des Zaporoger Kosakentums im ostukrainischen Zaporižžja befindet sich auf der als Nationalheiligtum geltenden Dnipro-Insel Chortycja. Das vorliegende Buch ist die erste wissenschaftliche Studie über dieses Museum. Sie geht seiner wechselvollen Geschichte seit der Šelest-Ära in den 1960er Jahren nach und untersucht die aktuelle Museumsausstellung darauf, welche Elemente des ukrainischen nationalen Diskurses in ihr auf welche Weise umgesetzt werden. Welche Elemente fehlen? Wie wird in einer von nationaler Indifferenz geprägten ostukrainischen Umgebung das zentrale Motiv des nationalen Diskurses behandelt? Wie geht man mit dem allgegenwärtigen sowjetischen Erbe um, das das ganze Museum prägt? Illustriert wird die Untersuchung mit Photographien aus der Museumsausstellung. Im Anhang dieses Buches werden erstmals Quellen aus dem Museum der Geschichte des Zaporoger Kosakentums veröffentlicht. Auch findet sich hier die erste deutschsprachige Veröffentlichung der Thesen über den 300. Jahrestag der Wiedervereinigung der Ukraine mit Rußland des ZK der KPdSU, einer wichtigen Quelle für die sowjetische Interpretation speziell der ukrainischen Geschichte.