In bewegter Zeit
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Alfred Unterberger, geboren im Dezember 1931 in Elbing, verlebt zunächst unbeschwerte Jahre auf einem kleinen Bauernhof in Ostpreußen. Seine autobiographischen Darlegungen beginnen mit dieser Zeit und vermitteln nachhaltige Eindrücke vom Leben auf dem Lande in einer Gegend, die damals als Kornkammer Deutschlands bezeichnet wurde. Im Januar 1945, gerade 13 Jahre alt geworden, beginnt auch für ihn die große Tragödie der Flucht, die er anfangs als Abenteuer empfindet, während auf dem brüchigen Eis des Frischen Haffs die Angst vor Einbrechen und Ertrinken und der sehnliche Wunsch nach einer wärmenden Stube selbst die ständig vorhandene Angst vor den Russen in den Hintergrund treten lässt. Die letzten Tage des Krieges und den Einmarsch der Roten Armee erlebt er in Stutthof. Getrieben von der Sehnsucht nach eigenem Hof und Heimatort, macht sich die Familie kurze Zeit nach Kriegsende auf den Rückweg. Völlig schutz- und rechtlos sind sie nun der Willkür der Sieger ausgesetzt, müssen ums tägliche Überleben kämpfen. Erst im Herbst 1948 gelangen sie mit einem Sammeltransport nach Deutschland. In Magdeburg erlernt Alfred Unterberger das Formerhandwerk, meldet sich dann zur Volkspolizei, wird auf der Offizierschule in Aschersleben Mitglied der SED und glaubt, so wie viele andere, an ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland als bessere Alternative zur Bundesrepublik. Auf eigene Initiative verlässt er die Volkspolizei, entscheidet sich für ein Lehrstudium und erwirbt so die Voraussetzungen als Fachlehrer für Russisch und Geschichte. Nach einigen Jahren engagierter Lehrtätigkeit an zehnklassigen Oberschulen wird er wissenschaftlicher Assistent an der Pädagogischen Hochschule in Magdeburg und schließlich wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR. In einem längeren Zeitraum vollzieht sich bei ihm ein Prozess der Wandlung von einem Anhänger und Verfechter des Sozialismus zum distanziert-kritischen Beobachter, wobei er zunehmend begreift, dass das von der Sowjetunion den Ostblockstaaten verordnete Gesellschaftssystem, das sich „Sozialismus“ nennt, zu keiner Veränderung in Richtung Demokratie und Freiheit für das werktätige Volk fähig ist, sondern stets nur eine kleine Spitzengruppe in der Parteihierarchie selbstherrlich und ohne jegliche Kontrolle durch eine Volksvertretung nach eigenem Gutdünken über die Geschicke des Volkes entscheidet, dabei Machtansprüche einsetzt, hierbei vor Repressalien nicht zurückschreckt. Mit dem Fall der Mauer nutzt Alfred Unterberger die Gelegenheit und setzt sich mit seiner Familie nach Westberlin ab. Selbst mit einem gewandelten oder „demokratischen“ Sozialismus will er nichts mehr zu tun haben.