Start in die Moderne

Der Tiergarten Schönbrunn war bereits Teil der internationalen Zoogemeinschaft, als kaiserlicher Besitz allerdings noch der höfischen Tradition verpflichtet, als Alois Kraus – Direktor der Menagerie von 1879 bis 1919 und im Umgang mit Tieren seiner Zeit weit voraus – sich für die umfassende Modernisierung der Menagerie einsetzte. Mit Band 2 der Reihe Tiergarten Schönbrunn – Geschichte begibt sich der Leiter des historischen Archives in Schönbrunn, Gerhard Heindl, auf die akribische Spurensuche nach dem Leben und Lebenswerk eines Mannes, der in Schönbrunn aus tiefem Respekt für Tiere Pionierarbeit geleistet hat. Start in die Moderne ist eine minuziös recherchierte Chronik des Mikrokosmos „Menagerie“ mit zum Teil erstmals veröffentlichten Originaldokumenten und amüsanten Seitenblicken auf den damaligen Tiergarten, in dem Wissenschaft und High Society des Fin de Siècle ein- und ausgingen: So erfahren wir zum Beispiel, woher die Perlhühner kamen, deren Eier regelmäßig in die Kammer der Kaiserin Elisabeth geliefert wurden, wieso Katharina Schratt dem Tiergarten-Direktor einen Kalender mit ihrem eingravierten Namen schenkte – und wie sich Erzherzog Franz Ferdinand mit einem geborgten Regenschirm den Zorn des Menageriedirektors zuzog: Geschichten über Gesellschaftslöwen und Amtsschimmel, vor allem aber über die Hauptakteure in Schönbrunn, wie den ersten in einem zoologischen Garten gezeugten Asiatischen Elefanten, der im Schönbrunn des Alois Kraus auf die Welt kam.